Warum die „Gierflation“ eine Mär sein soll

Ein Schild mit der Aufschrift „Ethik statt Gier“ vor einer Skyline.
Gewinnaufschläge bei den Unternehmen sind laut Agenda Austria heuer sogar gesunken. Energie, staatliche Hilfen und Lohnerhöhungen würden die Preise treiben.

Vielen Unternehmen wird nachgesagt, die Inflation noch weiter nach oben zu treiben, indem sie ihre Preise über Gebühr anheben. Dieser subjektiven Wahrnehmung vieler Menschen tritt nun der wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria in einer aktuellen Publikation entgegen.

Demnach sind nicht die Unternehmen die Schuldigen, sondern der Staat, der umfassend mit Antiteuerungshilfen um sich geworfen habe. „Dadurch wurde der nominale Privatkonsum deutlich befeuert“, schreibt Studienautor Marcell Göttert. „Auch Nachholeffekte infolge des zurückgegangenen Konsums während der Corona-Krise spielten hier eine Rolle.“ Im ersten Quartal 2023 habe die Kauflaune sogar wieder leicht angezogen. „Die Menschen können (und wollen) sich also die gestiegenen Preise weiterhin leisten – nicht zuletzt dank der staatlichen Antiteuerungshilfen.“

Ursprung der Inflation waren laut Göttert Corona und die Lieferkettenprobleme sowie die schnell gestiegenen Energiekosten. „Diese wurden Zug um Zug an die Kunden weitergegeben.“ Diese Unternehmen wiederum hätten dann ihre gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergereicht. Dadurch habe sich die Inflation begonnen zu verfestigen. Göttert zitiert die italienische Nationalbank, wonach die Gewinnaufschläge seit dem Jahr 2021 rückläufig waren und sich deutlich unter jenen von 2019 befinden würden.

Industrie dämpft Inflation

Der Anteil der Unternehmensgewinne an der Inflation nahm laut Daten der Oesterreichischen Nationalbank seit 2021 deutlich zu. Ab heuer soll dieser dann aber wieder geringer werden, jener der Löhne dafür mehr als 50 Prozent betragen. Die Anteile der Unternehmensgewinne an der Inflation in den verschiedenen Wirtschaftssektoren würden dabei ein heterogenes Bild abgeben. Im Energiesektor falle der Anteil besonders hoch aus, während in der Sachgütererzeugung die Preise nur um 0,5 Prozent zugelegt hätten. Die Industrie habe somit einen dämpfenden Effekt auf die Inflation.

Würden die Unternehmen vollkommen auf Gewinnaufschläge verzichten oder sogar Verluste akzeptieren, wären die Preise niedriger und damit vorübergehend auch die Inflation, so der Agenda-Experte. Jedoch widerspräche ein solches Verhalten der Art und Weise, wie Marktwirtschaft funktioniert. "Man müsste sich dann schon die Frage stellen, wieso ein Unternehmen überhaupt noch am Markt teilnimmt, wenn es Verluste macht."

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