Warum Warren Buffett kurz vorm Abschied kaum auf Aktien setzt
Starinvestor Warren Buffett.
Zusammenfassung
- Berkshire Hathaway meldet Rekord-Barreserven von 381,7 Milliarden Dollar und steigert die Gewinne deutlich, investiert aber weiterhin wenig in Aktien.
- Der designierte Nachfolger Greg Abel könnte künftig mehr ins Tagesgeschäft eingreifen und die Verwendung der hohen Barmittel neu ausrichten.
- Analysten kritisieren die Zurückhaltung bei Aktienkäufen und Übernahmen, während die Aktie seit Buffetts Rückzugsankündigung deutlich hinter dem S&P 500 zurückbleibt.
Vor dem Abschied des Starinvestors Warren Buffett als Konzernchef hat sein Unternehmen Berkshire Hathaway die Gewinne kräftig gesteigert. Das Firmenkonglomerat, das als Mikrokosmos der US-Wirtschaft gilt, meldete in seiner Quartalsbilanz zugleich Barreserven in Rekordhöhe von 381,7 Milliarden Dollar.
Das wirft bei Investoren zunehmend die Frage auf, ob Berkshire Hathaway das Geld nicht besser für Aktieninvestments, Firmenübernahmen oder eine Dividende verwenden solle, statt es weiter auf die hohe Kante zu legen. Diese Aufgabe könnte auf Buffetts designierten Nachfolger Greg Abel zukommen. Der 63-jährige ist bisher die Nummer zwei bei Berkshire. Er soll den 95-jährigen Buffett zum Jahreswechsel auf dem Chefposten ablösen.
Warren Buffett
Abel gilt als jemand, der stärker in das Tagesgeschäft eingreift als Buffett. Den Vorsitz im Verwaltungsrat, den Buffett bisher in Personalunion innehat, will der von Anlegern verehrte Investor behalten. Buffett wird im Zusammenhang mit seinen jahrzehntelangen Investmenterfolgen und dem Firmensitz von Berkshire Hathaway auch als „Orakel von Omaha“ bezeichnet.
Das Betriebsergebnis von Berkshire stieg im dritten Quartal um 34 Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar. Gründe waren Währungseffekte und eine Erholung der konzerneigenen Versicherungsgeschäfte, die von größeren Katastrophen wie Hurrikans verschont blieben. Der Nettogewinn kletterte um 17 Prozent auf 30,8 Milliarden Dollar. In dieser Kennziffer spiegelt sich neben dem operativen Geschäft auch die Börsenkursentwicklung der von Berkshire Hathaway gehaltenen Aktien wider, darunter Beteiligungen an Apple und American Express.
US-Satellitenradio zugekauft
Das zwölfte Quartal in Folge stieß Buffetts Konzern mehr Aktien ab, als er erwarb. Zudem kaufte Berkshire das fünfte Quartal in Folge keine eigenen Aktien zurück. Aktuell etwa kaufte er 5 Mio. Aktien von Sirius XM im Wert von 106,5 Mio. Dollar. Dabei handelt es sich um den einzigen lizenzierten Anbieter von Satellitenradio in den USA. Das Unternehmen erwirtschaftet 77 Prozent seiner Umsätze über Abos. Das bringt Stabilität, auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten. Der Einstiegspreis lag bei einem KGV von unter 8 und somit weit unter unter dem Fünjahresdurchschnitts der Aktie.
Seit Buffett am 3. Mai seinen Rückzug angekündigt hatte, ist die Berkshire-Aktie um zwölf Prozent gefallen und blieb damit 32 Prozentpunkte hinter dem Leitindex S&P 500 zurück. „Anleger werden sich schwertun, einen Impuls für diese Aktie zu finden“, sagte Cathy Seifert, Analystin bei CFRA Research. „Ungeduldige Anleger verspüren den dringenden Bedarf, dass Berkshire seine Barmittel einsetzt, und haben sich nach anderen Möglichkeiten umgesehen“, sagte Tom Russo, Partner bei Gardner Russo & Quinn.
Analysten zeigten sich enttäuscht, dass Berkshire während der diesjährigen Börsenrally nicht mehr Geld ausgegeben hat. Die Börsenkurse sind seiner Meinung nach schon zu teuer. „Wenn man meint, dass Aktien teuer sind, einschließlich der eigenen, hat man irgendwann mal Recht. Man kann aber eine lange Zeit falsch liegen, und das ist hier passiert“, sagte James Shanahan von Edward Jones.
Eine große Übernahme hat Berkshire seit 2016 nicht mehr getätigt. Geplant ist jedoch, 9,7 Milliarden Dollar für den Kauf des Chemiegeschäfts OxyChem von Occidental Petroleum zu verwenden. „Abel hat eine enorme Chance“, sagte Shanahan angesichts der hohen Barreserven, die in eigene Konzernsparten investiert werden könnten.
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