VW-Chef: "Feldzug" gegen Autos gefährdet deutsche Industrie

Montage von VW e-Golf in Dresden
Herbert Diess sieht nur "50:50-Chance", dass Deutschland in zehn Jahren noch zur Weltspitze zählt.

Die deutsche Autoindustrie droht ihre Spitzenposition am Weltmarkt zu verlieren, befürchtet Volkswagen-Chef Herbert . „Aus heutiger Sicht stehen die Chancen vielleicht bei 50:50, dass die deutsche Automobilindustrie in zehn Jahren noch zur Weltspitze gehört“, sagte der in München geborene Österreicher am Dienstag auf einer VW-Veranstaltung in Wolfsburg laut Redetext.

Die Herausforderungen seien enorm, sagte der Manager. Er nannte den Handelskrieg zwischen den USA und China, den Brexit sowie die Beziehungen zu Russland und der Türkei. Auch das neue Abgas-Testverfahren WLTP bringe die Industrie „an den Rand Ihrer Leistungsfähigkeit“.

Kritik an EU-Abgaswerten

Diess kritisierte erneut die sich abzeichnenden strengeren EU-Abgasgrenzwerte. „Der jetzige Feldzug gegen die individuelle Mobilität und damit gegen das Auto nimmt jedoch existenzbedrohende Ausmaße an“, sagte er.

Dass die EU den Autobauern die Senkung des CO2-Ausstoßes bis 2030 um 30 Prozent vorschreibt, bedeutet laut Diess, dass VW den Anteil der E-Autos auf 30 Prozent der Fahrzeugverkäufe steigern muss. Der Umstieg vom Verbrennungs- auf den Elektromotor gefährde alleine bei VW 14.000 Jobs bis zum Jahr 2020, so Diess. Und das, während gleichzeitig der CO2-Ausstoß in Deutschland wegen der Stromerzeugung aus Braunkohle steige.

VW-Chef: "Feldzug" gegen Autos gefährdet deutsche Industrie

VW-Chef Herbert Diess

Der VW-Boss schloss noch ein Drohszenario an: Man habe sich in Deutschland an florierende Industriemetropolen rund um die Autohersteller und ihre Zulieferer gewöhnt. Das sei aber nicht für die Ewigkeit in Stein gemeißelt.Wenn man sich einstige Auto-Hochburgen und Bastionen wie Detroit, Oxford-Cowley oder Turin ansieht, dann verstehe man erst so richtig, was aus Städten wird, in denen einstmals mächtige Unternehmen und führende Industrien kollabieren.

Volvo räumt Abgas-Probleme ein

Unterdessen vergeht freilich kein Tag, an dem nicht neue Abgas-Schummelvorwürfe publik werden. Nach den Razzien bei Opel in Deutschland am Montag, wo knapp 100.000 Fahrzeuge unter Manipulationsverdacht stehen, ging Volvo am Dienstag von selbst in die Offensive: Ein Bauteil zur Kontrolle des Schadstoffausstoßes könne sich schneller abnutzen als erwartet, teilte der schwedische Lkw-Bauer mit. Dadurch bestehe die Gefahr, dass die Stickstoffemissionen die Grenzwerte übersteigen. Die Kosten zur Behebung der Probleme könnten erheblich sein.

Die meisten betroffenen Fahrzeuge seien in Europa und Nordamerika verkauft worden. Bei der Auslieferung hätten die Fahrzeuge die Schadstoff-Limits noch eingehalten. Die Nachricht ließ die Aktie auf den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren abrutschen. Im vergangenen Jahr hatte Volvo mehr als 200.000 Lkw ausgeliefert.

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