Volkswagen vor dem "größten Umbau seit Jahrzehnten"

Volkswagen vor dem "größten Umbau seit Jahrzehnten"
Die Neuaufstellung soll das Ergebnis um über fünf Milliarden Euro steigern.

Fast 16 Milliarden Euro betrug der Nettogewinn im Vorjahr bei Europas größtem Autokonzern. Klingt eigentlich danach, als ob im Unternehmen alles wie geschmiert läuft. Tut es aber nicht. Denn Volkswagen produziert zu teuer. Das liegt nicht zwingend an den weltweit mehr als 600.000 Mitarbeitern. Sondern vielmehr an parallelen Strukturen unter den 12 Marken.

Diese Strukturen, vor allem Entwicklung, Einkauf, Produktion und Vertrieb, neu und dabei kostengünstiger zu flechten, ist die Aufgabe von Konzernchef Oliver Blume. Er steht seit September des Vorjahres an der Spitze und nun wird es Zeit, dass er seine Vorstellungen, wie dies zu geschehen hat, abliefert. Ziel ist laut Handelsblatt eine jährliche Ergebnissteigerung von mehr als fünf Milliarden Euro.

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Zunehmend nervös

Das wird laut einem Manager, den das Blatt zitiert, zunächst zwar Milliarden kosten. Es sei aber zwingend nötig, die Aktionäre, allen voran die Familien Piech und Porsche, seien zunehmend nervös. „Wir müssen handeln, da wir sonst den Anschluss an die Konkurrenz verlieren.“ Vor allem am wichtigsten Einzelmarkt China. Ein weiterer Manager sprach vom „größten Umbau seit Jahrzehnten“. Blume stellt seinen Plan heute, Dienstag, im Aufsichtsrat und Mitte nächster Woche beim „Capital Markets Day“ am Hockenheimring vor.

Wie bekannt, will der Konzern in den kommenden fünf Jahren 180 Milliarden Euro investieren. An dieser Zielmarke soll sich nichts ändern, die Mittel sollen aber gezielter und verstärkt in China und Nordamerika eingesetzt werden. Und es sollen nicht mehr Autos für jede Nische gefertigt werden. Das heißt auch weniger Modelle und Ausstattungsvarianten.

Größten Handlungsbedarf gibt es dem Bericht zufolge schon länger bei der Kernmarke VW sowie bei Audi. Bei Ersterer soll die Umsetzung der Maßnahmen bereits im Spätsommer beginnen. Mittel- bis längerfristig soll es nur noch zehn VW-Modelle geben.

Bei der Premiummarke Audi wiederum schrumpfen die Absatzzahlen, sie lag im Vorjahr um eine halbe Million hinter Mercedes und BMW. Auch wenn die Nachfrage weiter zurückgehen sollte, so hat Audi vor kurzem höhere Rabatte ausgeschlossen.

Weniger Personal

Weniger Modelle sowie der Umstieg auf Elektromobilität bedeuten auch einen geringeren Personalbedarf. Laut den Unterlagen für die Aufsichtsratssitzung soll es keinen Abbau geben. Möglich soll dies durch den demografischen Wandel sein.

Denkbar ist auch, dass einzelne Werke redimensioniert werden. Das könnte auch das Stammwerk in Wolfsburg betreffen, wo im Vorjahr nur noch 450.000 Fahrzeuge von den Bändern liefen. Möglich wären bis zu einer Million. Der Standort Dresden könnte überhaupt geschlossen werden.

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Ob Blume seine Vorstellungen durchbringen kann, ist nicht nur eine Frage, die den Aufsichtsrat betrifft. Sondern auch, ob er sich gegenüber den Markenchefs durchsetzen kann. Denn schon bisher hatten diese Reformen aus dem Konzernvorstand teils erfolgreich abgewehrt.

„Jeder wird sich dem fügen müssen“, heißt es laut Handelsblatt. Bei Porsche wird es jedenfalls keinen Widerstand geben, heißt doch der Markenchef Oliver Blume.

 

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