Milliardenpoker um Vamed: Porr und Strabag prüfen Einstieg

Die Vamed Vitality betreibt in Österreich acht Thermen, darunter die Therme Wien
Mehrheitseigentümer Fresenius will verkaufen. Baukonzerne interessieren sich laut trend für Österreich-Geschäft. Finanzinvestor prüft Komplettübernahme.

Der zum deutschen Medizinkonzern Fresenius gehörende Gesundheitsdienstleister und Thermenbetreiber Vamed bekommt offenbar neue Eigentümer. Laut trend wollen sich die beiden Baukonzerne Porr und Strabag am Österreich-Geschäft der Vamed beteiligen. Die beiden Baukonzerne wollten die Marktgerüchte nicht kommentieren. Auch bei Vamed gab es auf KURIER-Anfrage mit Verweis auf Eigentümerangelegenheiten keine Stellungnahme.

Der Finanzinvestor TowerBrook Capital Partners, der in Österreich auch das Holzunternehmen AustroCel Hallein besitzt, soll eine komplette Übernahme ins Auge fassen, schreibt der trend.

Schwere strukturelle Probleme

Erst im Mai hatte Fresenius-Chef Michael Sen von schweren strukturellen Problemen bei der Vamed berichtet, eine Überprüfung der Gesellschaft angekündigt und den Vorstand umgebaut. Der bisherige Vamed-Chef Ernst Wastler schied mit 18. Juli mit Erreichen des Pensionsalters aus dem Unternehmen aus und verließ auch den Fresenius-Vorstand. Der DAX-Konzern will den Klinikdienstleister trotz einer Mehrheitsbeteiligung künftig nur noch als Investment behandeln.

Die Vamed wurde 1982 von der Voest gegründet, um das AKH der Stadt Wien fertigzustellen. 1996 erfolgte die Privatisierung, die deutsche Fresenius-Gruppe erwarb 77 Prozent, der Staat (ÖBAG) hält seither 13 Prozent, die B&C Holding 10 Prozent.

24.000 Mitarbeiter
Die Vamed-Gruppe plant, errichtet und betreibt  Spitäler und Gesundheitseinrichtungen in 98 Ländern und beschäftigt rund 24.000 Mitarbeiter weltweit. Der Umsatz betrug 2021 rund 2,3 Mrd. Euro. 

Mehr als 200.000 Spitalsbetten
Das Unternehmen betreut im Bereich der technischen Dienstleistungen rund 227.000 Betten in 840 Krankenhäusern und ist mit der Gesamtbetriebsführung von 100 Gesundheitsbetrieben mit insgesamt rund 15.000 Betten betraut. In Österreich betreibt Vamed Vitality acht Themen, darunter Wien, Laa und Geinberg.

Finanzielle Risiken

Laut trend-Bericht sackte die Ebit-Marge der Vamed im Vorjahr von 4,4 auf 0,8 Prozent ab. Tendenz weiter fallend. Zudem sei bei Fresenius von finanziellen Risiken in Höhe hunderter Millionen Euro die Rede. Der Konzern legt am 2. August die Halbjahreszahlen vor. Danach dürften sich die Verkaufspläne konkretisieren.

Austro-Beteiligungen

Vamed gehört aktuell zu 77 Prozent zu Fresenius, 10 Prozent hält die B&C Holding und 13 Prozent die Republik Österreich über die Staatsholding ÖBAGB&C spiele hinsichtlich der kolportierten Transaktion "keine aktive Rolle und möchte sich daher nicht zu diesen Gerüchten äußern", heißt es auf KURIER-Anfrage. Auch die ÖBAG wollte sich nicht dazu äußern.

Bei einem Einstieg des Finanzinvestors könnte auch die Politik auf den Plan treten, mutmaßt der trend. Die Vamed spielt eine wichtige Rolle in der heimischen Gesundheitsversorgung, etwa als technischer Betreiber des Wiener AKH.

Porr und Strabag sind bereits in der Gesundheitsbranche tätig. Porr mit der hospitals Projektentwicklungsgesellschaft. Diese hält auch 50 Prozent an der Klinikum Management GmbH und deren Tochterfirma Klinikum Austria Gesundheitsgruppe. Dort gehört die zweite Hälfte der SRK Kliniken Beteiligungs GmbH, die im Eigentum der Strabag und der Familie Haselsteiner steht, wie der trend weiter schreibt.

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