US-Hafenarbeiterstreik: Stütze für heimischen Export droht wegzubrechen
An 36 US-Häfen der US-Ost- und Golfküste, von New York bis Houston geht seit Dienstag nicht mehr viel. Sie sind durch den Streik der rund 45.000 Hafenarbeiter weitgehend lahmgelegt. Bis zu 5 Mrd. Dollar (4,5 Mrd. Euro) könnte die Arbeitsniederlegung die US-Wirtschaft täglich kosten, schätzen die Experten der US-Bank J. P. Morgan.
In Mitleidenschaft gezogen werden auch globale Lieferketten. Dauern der Streik länger, könnten er aber auch unangenehme Folgen für die heimische Exportwirtschaft haben.
Frachtraten gestiegen
Bereits ein kurzer Streik sorge für nachhaltige Störungen im globalen maritimen Transportnetzwerk, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. In den großen asiatischen Häfen würden mit Zeitverzögerung Zwangspausen entstehen, wenn keine Schiffe aus den USA mehr ankommen.
Wenn der Verkehr wieder starte, komme es zu Staus, die wiederum für weitere Verzögerungen sorgen. Schon jetzt seien die Frachtraten gestiegen, sagt Felbermayr. Auch weil wichtige Schiffspassagen, wie Rotes Meer oder der Panamakanal gestört seien.
USA zweitwichtigster Absatzmarkt
Dauere der Streik nur kurz, sei zwar mit Verzögerungen zu rechnen, die Folgen wären aber insgesamt eher gering, sagt die Wifo-Ökonomin Elisabeth Christen. Bleiben die Häfen länger geschlossen, hätte dies weitreichende Folgen, auch für österreichische Unternehmen.
Denn mit einem Exportvolumen von 14,7 Mrd. Euro war die USA im Jahr 2023 nach Deutschland immerhin Österreichs zweitwichtigster Absatzmarkt.
Besonders medizinische und pharmazeutische Produkte, aber auch Maschinen und Fahrzeuge seien gefragt, sagt Christen. Anders als Deutschland, wo die Nachfrage derzeit sehr flau ist, sei die US-Nachfrage aktuell ein Motor für die heimische Exportwirtschaft.
Kaum Alternativen
Bei einem langen Sreik in den US-Häfen würde die Stütze für den Export wegbrechen. Auch weil es etwa bei Maschinenteilen kaum Alternativen zum Seefrachtverkehr gebe. Wegen ihres Volumens, aber auch wegen der damit verbundenen Kosten, sei ein Transport mit Flugzeugen kaum möglich.
Das Ausweichen auf Häfen an der US-Westküste, die von dem Streik nicht betroffen sind, sei wegen der geografischen Distanzen kaum machbar. Betroffen wären auch Vorprodukte, die aus den USA stammen und in österreichischen Fabriken weiterverarbeitet werden.
Wie geht es mit dem Streik weiter? Noch die liegen die Forderungen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite weit auseinander. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Vorstellbar seien zwei Szenarien, sagt Christen.
Entweder wird versucht, den Streik rasch zu beenden. Das werde ohne politischen Druck nicht gehen. Oder es werde eine längere Durststrecke mit massiven Folgen für die Wirtschaft. Christen geht eher davon aus, dass auch wegen des US-Wahlkampfes der Streik noch vor den Präsidentenwahlen im November beendet wird.
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