Wenn es nach den drei Nicht-Regierungsorganisationen Oxfam, Friends of Earth und Notre affaire à tous geht, ist das erst der Anfang: Vergangene Woche haben sie in Paris Klage eingereicht gegen BNP Paribas, die größte Bankengruppe des Euroraums.
Der Vorwurf der Aktivisten: „BNP schreibt weiterhin Blankoschecks für die größten fossil gestützten Unternehmen aus ohne irgendwelche Bedingungen für einen öl- und gasfreien ökologischen Übergang zu setzen.“
Erstmals steht damit nun ein prominenter Finanzdienstleister in Umweltfragen vor Gericht. BNP sei die Nummer Eins in Europa bei der Finanzierung von fossilen Energieprojekten, teilten die drei NGOs mit. In den vergangenen fünf Jahren habe die Bankengruppe 55 Milliarden Dollar in den Kohle-, Gas- und Ölsektor fließen lassen.Und das müsse sich so rasch wie möglich ändern. Mit der Klage wollen die Klimaschützer die Großbank zum Ausstieg aus der Finanzierung von Geschäften mit fossilen Energieträgern zwingen.
Ohne Chance ist die Klage nicht. Die Klimaschützer berufen sich auf ein fünf Jahre altes französisches „Sorgfaltspflicht-Gesetz“. Demnach müssen Konzerne Maßnahmen ergreifen, um Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in ihrer gesamten Geschäftskette zu verhindern.
Das diente den Aktivisten bereits mehrmals dazu, französische Unternehmen vor Gericht zu bringen: Dazu zählen etwa der Lebensmittelriese Danone, der Ölkonzern TotalEnergies und die Supermarktgruppe Casino. Alle Verfahren laufen noch.
Shell-Urteil
Doch schon vor knapp zwei Jahren kam es in den Niederlanden zu einem spektakulären Urteil, wo Klimaschützer mit ihrer Klage gegen ein Unternehmen siegten. Der Ölkonzern Shell wurde dazu verdonnert, seinen Treibhausgasausstoß bis 2030 um fast die Hälfte zu verringern.Das Besondere an diesem Urteil: Nicht Kompensation für erlittene Schäden sollten erstritten, sondern künftige Schäden für die Umwelt verhindert werden. Zuvor hatten Klimaschützer auch den niederländischen Staat verklagt – und Recht erhalten – weil die Regierung die Klimaziele nicht konsequent genug umsetzte.
Generell gewinnen gerichtlich geführte Kämpfe gegen den Klimawandel immer mehr Schwung. Mehr als 1.600 Klagen weltweit sind derzeit anhängig. Und auch die französischen Umweltschützer haben angekündigt, neue Klagen vorzubereiten.
BNP Paribas indes bedauert, dass die NGOs nicht den Dialog gesucht hätten. Schon jetzt, so versicherte die Großbank, gehe mehr als die Hälfte der Finanzierungen in die Produktion von treibhausgasarmer Energie.
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