Trotz positiver Signale: Wirtschaftsflaute wird laut Experten kommen
Immer mehr Beobachter sprachen zuletzt von einer nach wie vor brummenden Wirtschaft, besseren Konsumentenstimmung und vielem mehr und sahen den Wirtschaftseinbruch gar nicht oder viel schwächer kommen. Doch das bleibt wohl ein frommer Wunsch.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) noch schlechter als im vergangenen Monat prognostiziert. Der globale Kreditgeber senkte die Wachstumsprognose für 2023 auf 2,7 Prozent gegenüber 2,9 Prozent im Vormonat. Der KURIER hat sich unter heimischen Wirtschaftsexperten umgehört, sie teilen die schlechte Einschätzung. Einzig positive Nachricht: Österreich kommt im Vergleich mit anderen Ländern noch etwas besser davon.
Stärker als Deutschland
Während fast alle Wirtschaftsprognosen für Deutschland für das kommende Jahr negativ sind und zwischen minus 0,3 und minus 0,75 Prozent liegen, ist in Österreich eher mit einer Stagnation zu rechnen, sagt Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria. „Österreich ist in der Industrieproduktion in einer besseren Situation als Deutschland“, sagt die Expertin. Es gebe hierzulande weniger gasintensive Unternehmen.
In dieselbe Kerbe schlägt Helmut Hofer vom IHS: „Österreich war in den vergangenen Jahren wirtschaftlich stärker als Deutschland.“ Die deutsche Autoindustrie habe unter dem Chipmangel stark gelitten, Österreich habe sich da besser gehalten.
Österreichs Industrie hat sich von Deutschland merklich entkoppelt, meint Wifo-Ökonom Stefan Ederer: „Die österreichischen Exporte und die Wertschöpfung in der Industrie sind im Gegensatz zu Deutschland bis zum Sommer stark gewachsen.“ Allerdings seien sie im dritten Quartal dann doch zurückgegangen. „Hier zeigt sich deutlich die internationale Konjunkturabschwächung“, sagt Ederer. Fast keine Region der Welt sei davon ausgenommen.
Hoffnungsschimmer
Während Europa mit hohen Energiekosten und hoher Inflation kämpft, hat China Probleme wegen der Null-Covid-Politik, sagt Hofer. Russlands Wirtschaft liege wegen des Krieges in der Ukraine am Boden, Südamerika und Afrika seien schwach wie eh und je. Nur in den USA hat sich die Lage etwas entspannt, so Köppl-Turyna. Die Inflation, die dort nicht energie-, sondern nachfragegetrieben sei, habe sich abgeschwächt. Dass die Wirtschaftsflaute abgesagt ist oder später und schwächer kommt, sehen alle drei Experten derzeit nicht.
Insgesamt ist also mit einer eher flauen Konjunktur über das Winterhalbjahr zu rechnen, sagt Ederer. Falls die Energiepreise allerdings nachhaltig so niedrig bleiben wie derzeit und nicht wieder steigen, könnte sich die Stimmung schneller wieder verbessern und die Konjunkturabschwächung kürzer ausfallen, als es derzeit aussieht, glaubt der Experte.
Kommentare