Transport-Branche droht Verlust durch Grenzkontrollen

Eine lange Schlange von Lastwagen staut sich auf einer Autobahn.
Die Branche befürchtet 8,5 Millionen Euro Schaden täglich.

Sollten in Österreich Grenzkontrollen wieder in vollem Umfang eingeführt werden, dann bedeutet das nicht nur Unannehmlichkeiten für österreichische Urlauber, sondern große Probleme für die Transportwirtschaft. Der Branche könnte ein Verlust von 8,5 Millionen Euro pro Tag drohen, sagt Alexander Klacska, Spartenobmann Transport der Wirtschaftskammer. Schon jetzt gebe es für die Branche massive Nachteile, durch die Wartezeiten an der bulgarischen und ungarischen Grenze.

Wartezeiten sind in den aktuellen Verträgen nicht eingepreist. Wartezeiten im Stau würden zudem als Lenkzeit für die LKW-Fahrer gelten und nicht als Ruhezeit, die pro Tag laut EU-Verordnung elf Stunden betragen muss. Daher fordert Klacska zur Entspannung der Situation Güterkorridore, wie sie beispielsweise zwischen Mexiko und den USA erfolgreich eingesetzt würden.

"Warenfreiheit darf nicht aufgegeben werden"

Auch Wolfram Senger-Weiss, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik, sieht die Politik gefordert: "Der freie Warenverkehr, ein Grundpfeiler der Europäischen Union, sollte auf keinen Fall leichtfertig aufgegeben werden“. Er verweist auf Zahlen der EU-Kommission, wonach sich die Kosten bei flächendeckenden Grenzkontrollen in der Union auf rund 3 Mrd. Euro pro Jahr belaufen würden. Dazu kämen noch die Kosten für die Gesamtwirtschaft, da die Betriebe höhere Lagerbestände vorhalten müssten.

Entspannte Situation auf der Schiene

Bei den ÖBB sieht man die Probleme an den Grenzen noch entspannter. "Bis dato ist es beim Güterverkehr nur vereinzelt zu marginalen Verzögerungen gekommen, was im Güterverkehr durch die längeren Transportwege und Ausweichrouten innerhalb Österreichs bis dato kein signifikanten Auswirkungen hatte", so Bahn-Sprecherin Sonja Horner.

Für Österreich ist die Balkanroute, auf der sich derzeit die Flüchtlingsströme bewegen, jedenfalls wirtschaftlich von großer Bedeutung. Die Ausfuhren nach Serbien legten von Jänner bis Oktober 2015 im Jahresabstand um rund 11 Prozent auf 460 Mio. Euro zu, die Lieferungen nach Kroatien erhöhten sich um fast 14 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro.

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