Die Tourismusbetriebe waren seit Ausbruch der Pandemie insgesamt 9,5 Monate geschlossen, so die Hoteliersprecherin: „Wer soll das wirtschaftlich aushalten?“ Zudem drehen immer mehr Mitarbeiter der Branche den Rücken. Auf Dauer kann oder will es sich kaum jemand leisten, von der Kurzarbeit zu leben. Reitterer: „Allein in Wien hängen 10.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt am Tourismus. Diese Mitarbeiter können sich auf nichts mehr verlassen, aber das wird von der Politik einfach weggewischt.“
Ausgerechnet das Tourismusland Österreich versinke im Lockdown, während in den Nachbarländern die Saison unbeirrt angelaufen ist. Das sei in keiner Weise zu verstehen, zumal die Sicherheitsmaßnahmen so gut wie nirgends so streng seien wie in Österreich.
Während die Hoteliersprecherin lautstark ihrem Ärger Luft macht, ist der Grazer Unternehmer Florian Weitzer laut eigenen Angaben „sprachlos“. Seine Hotel- und Gastbetriebe in Wien und Graz beschäftigten 650 Mitarbeiter, davon 200 in Wien. „Sie alle waren darauf eingestellt, dass wir aufsperren, alles war vorbereitet.“ Dieses ewige Warten und das Nicht-Wissen, wie es weitergeht, sei schlichtweg zermürbend. Warum einmal mehr der Handel aufsperrt, während der Tourismus zu bleibt, könne er nicht nachvollziehen.
In dieselbe Kerbe schlägt Heinz Reitbauer, Chef vom Wiener Steirereck. Aus seiner Sicht ist die Saison gelaufen – obwohl er bis Weihnachten ausreserviert gewesen wäre. Bis Weihnachten kommen in Betrieben wie seinem traditionell die Einheimischen, danach die internationalen Gäste, die heuer wegen Corona aber auch ausbleiben.
„Dass man ausgerechnet jene Branche zusperrt, die alle Sicherheitsmaßnahmen implementiert hat und registriert, wer, wann, wo mit wem gesessen ist, ist völlig unverständlich“, sagt Reitbauer. Die Enttäuschung der Mitarbeiter, die sonst im Advent allein übers Trinkgeld einen finanziellen Polster aufbauen, sei grenzenlos.
Kommentare