Es gab noch einige Unklarheiten über die Modalitäten der Vertragsauflösung von Neumann. Könnte also sein, dass Hesoun noch einige Monate länger bei Siemens an Bord bleibt.
Neumann startete nach dem Wirtschaftsstudium an der WU Wien ihre Karriere bei IBM und war immer wieder international tätig. Von 2017 bis 2021 war sie Chefin von IBM Österreich. Dann folgte der nächste Karriereschritt, sie rückte im Konzern in die Position „Data, AI & Automation Sales Leader IBM Europe, Middle East und Africa“ auf.
Damit ist sie genau die richtige Frau für den Siemens-Job. Denn bei Siemens verändert sich das Business, mittlerweile werden die Bereiche Digitalisierung und Automatisierung immer wichtiger. Neumann kennt außerdem die Wiener Verhältnisse gut und hat obendrein internationale Erfahrung. Soviele Managerinnen mit diesen Qualifiaktionen gibt es in Österreich nicht. Sie ist noch Aufsichtsratsvorsitzende von IBM Österreich, dieses Mandat wird sie wegen Unvereinbarkeit mit Siemens wohl zurücklegen. Hesoun wird aus Altersgründen verabschiedet, bei Siemens ist mit 63 Jahren Schluss. Er hätte allerdings, hört man aus seiner Umgebung, seinen Vertrag durchaus noch gerne einmal verlängert. Der vormalige Chef des Baukonzerns Porr, eigentlich SPÖ-nahe, aber auch in Richtung ÖVP gut vernetzt, hatte als erfahrener Industriemanager um den Alleinvorstand der Staatsholding ÖBAG gerittert, war aber der Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati unterlegen.
Er ist noch im Aufsichtsrat des Eigentümervereins der Wiener Städtischen Versicherung, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich und will künftig als Berater Unternehmen nach Österreich holen. Gegenüber dem KURIER wollte Hesoun keine Stellungnahme abgeben.
Filiale Österreich
Seit Jahren versucht Siemens Deutschland, Österreich enger an sich zu binden. Siemens Österreich hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker in Richtung einer Konzern-Filiale entwickelt. Daher könnte jetzt auch die alte Debatte, die österreichische Siemens AG zur GmbH zu degradieren, wieder neue Aktualität bekommen. Wobei, Siemens Österreich ist eine hundertprozentige Konzerntochter und da hat ohnehin die Zentrale das Sagen.
Österreich hat im Konzern zwar die Regionalverantwortung für 26 Länder mit insgesamt 269 Millionen Einwohnern, von Albanien bis Usbekistan. In Österreich beschäftigt Siemens allerdings nur noch 8900 Mitarbeiter. Neben Automatisierung und Digitalisierung führt Siemens in Österreich noch die Bereiche Smart Infrastructure, Mobility und Medizintechnik.
Neumann ist bereits die zweite Frau an der Spitze von Siemens in Wien. Die ehemalige SPÖ-Stadträtin Brigitte Ederer war die Vorgängerin von Hesoun und stieg dann in den Konzernvorstand auf.
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