T-Systems-Chef: "Datensicherheit ist seit Trump ein Riesen-Thema"

Die IT-Tochter der Deutschen Telekom profitiert vom Spardruck vieler Unternehmen. Die Nachfrage nach Digitalisierungslösungen steige, sagt Österreich-Chef Peter Lenz im KURIER-Gespräch.
KURIER: Die IT-Branche gilt als wichtiger Konjunkturindikator. Ist schon ein Aufschwung in Sicht?
Peter Lenz: Es läuft erstaunlich gut. Wir sind trotz Rezession und Sparpaket der Regierung mit der Auftragslage zufrieden. Wenn es so weiterläuft, werden wir das beste Jahr überhaupt haben und wieder zweistellig wachsen. Da bewährt sich ein guter Kundenmix.
In welchen Bereichen ist die Nachfrage am größten?
In der Industrie geht es gerade sehr viel um das Thema souveräne Cloud-Dienste, also Daten unabhängig von US-Hyperscalern (z. B. Amazon, Microsoft, Anm.) in Rechenzentren in Österreich oder Europa zu haben.
Den Unternehmen ist wichtig, wo ihre Daten liegen?
Ja, Datensicherheit ist seit Trump wirklich ein großes Thema, weil der US-Präsident ja zum Teil auch in die großen US-IT-Konzerne reinregiert, wie jüngste Vorfälle gezeigt haben. Das hat Firmen aufgeschreckt. Und auch der öffentliche und der Gesundheitssektor haben eine höhere Aufmerksamkeit in puncto Datensicherheit und -souveränität. Da ist man sehr sensibel geworden.

Was können Sie als T-Systems da anbieten?
Wir bieten etwa unsere T-Cloud, die Standortsouveränität der Daten garantiert. Wir haben ja hier am Standort ein sehr großes Rechenzentrum und ein zweites in Wien und können daher unseren Kunden garantieren, dass wir Hardware einsetzen, die von außen nicht zugänglich ist und dass nur unsere eigenen Leute auf die Hardware zugreifen können. Und wir können auch garantieren, dass die Daten in Österreich oder in Deutschland verbleiben.
Der Staat will Bürokratie abbauen. Was ist zu tun?
Es laufen ja bereits Projekte zur Digitalisierung und Automatisierung. Trotz Verständnis für die Budgetknappheit wäre mein Wunsch an die Politik, nicht auf die Innovationen zu vergessen und mit IT auch mehr Effizienz in die Verwaltung zu bringen. Im öffentlichen Dienst gehen sehr viele Beschäftigte demnächst in Pension und es können nicht alle nachbesetzt werden. Dann können aber auch sehr viele Aufgaben nicht mehr manuell erledigt werden und es braucht KI-Lösungen und Automatisierungs-Prozesse für große Datenmengen, die jetzt aufgesetzt werden müssen. Ein weiteres Thema ist die Digitalisierung im Gesundheitsbereich, etwa um die Abläufe in Spitälern effizienter zu machen.
Rund 3.000 Beschäftigte arbeiten in mehreren Firmen.Die IT-Tochter der Deutschen Telekom ist seit der Liberalisierung des Telekom-Marktes vor 25 Jahren in Österreich vertreten und beschäftigt aktuell rund 650 Mitarbeitende in Wien, Graz und Gmünd. Im Unterschied zur Konzernschwester Magenta, die auf dem Consumer- und mittelständischen Markt abzielt, hat T-Systems vor allem große Unternehmen und den öffentlichen Sektor als Kunden.
Offeriert wird eine Reihe von IT-Dienstleistungen wie Transformation in die Cloud, Datenanalyse und Cybersecurity-Lösungen sowie Lösungen im Bereich künstliche Intelligenz (KI). Referenzen sind etwa die ÖBB, das Land Oberösterreich oder die Energie Allianz. Insgesamt beschäftigt die Deutsche Telekom ca. 3.000 Mitarbeiter in Österreich.
Europe first
Bei ihren Kunden punkten will die Deutsche Telekom vor allem als europäischer Anbieter im Vergleich zur Konkurrenz aus Asien und den USA. So betonte Magenta-Chef Thomas Kicker kürzlich, das einzige europäische Telekom-Unternehmen in Österreich zu sein. In Deutschland wird gerade ein riesiges KI-Rechenzentrum für die europäische Industrie gebaut. Davon könnten auch heimische Firmen profitieren, so Peter Lenz, der seit 2018 an der Spitze von T-Systems in Österreich steht.
Sie haben hier kürzlich mit der Firma Synedra einen österreichischen Spezialisten mit 80 Beschäftigten übernommen. Was macht Synedra genau?
Hier geht es um die Zusammenführung von Krankenhausinformationssystemen mit Abrechnungssystemen zu einer Einheit, also vorhandene Software mit Abrechnungssoftware ohne Medienbrüche. Die Investition zeigt, dass wir hier sehr viel Potenzial sehen. Die Gesundheits-IT wird ein wichtiger Schwerpunkt für uns in den nächsten Jahren.
Die Deutsche Telekom ist mit gleich mehreren Firmen in Wien, darunter Magenta, vertreten. Wie grenzen Sie sich zu Magenta ab?
Es gibt noch weitere Deutsche-Telekom-Firmen in Wien, die Zusammenarbeit ist extrem gut, wir treten einheitlich am Markt auf und veranstalten gemeinsame Firmenevents. Anfang März wird es in Wien eine große Leistungsschau geben. Österreich ist ein ganz wichtiger und spannender Markt für die Deutsche Telekom, da werden verschiedene Dinge zuerst ausprobiert.
Wie geht es dem Standort?
In Interviews mit Unternehmern beleuchtet der KURIER die Lage im Land.
KURIER-Leser sind gefragt!
Haben Sie Vorschläge, wie der Standort Österreich zu alter Stärke finden kann? Mailen Sie an standortoesterreich@kurier.at. Wir werden die besten Ideen mit Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft erörtern.
Bisher sind folgende Interviews erschienen:
Walter Oblin (Post AG), Stephan Zöchling (Remus), Rupert Ursin (Quantum Tech.), Florian Czink (Schlumberger), Nikolaos Bogianizidis (Öklo), Sok-Kheng Taing (Dynatrace), Stephan Büttner (Agrana), Katrin Hohensinner-Häupl (Frutura), Klaus Magele (Morawa), Erich Benischek (Blaue Lagune), Birgit Rechberger-Krammer (Henkel), Cathrine Emond (Novartis), Lukas Püspök (Püspök), Heinrich Prokop (Clever Clover), Gerhard Höllinger (Höllinger), Ulich Kubinger (VTA)
Was macht Österreich zu einem guten IT-Standort?
Es gibt keinen Fachkräftemangel mehr. Wir können jede Stelle, die wir suchen, auch besetzen. Das ist gut. Österreich hat eine hohe Innovationskraft, gut ausgebildete Menschen mit einer hohen Loyalität. Die hohen Lohnabschlüsse der letzten Jahre und die hohen Energiekosten machen es nicht unbedingt leichter. Bisher ist es uns gelungen, die gestiegenen Kosten am Markt unterzubringen, aber es drückt auf die Margen. Wir haben eine hohe Diversität mit immerhin 30 Prozent Frauenanteil. Diesen noch zu steigern, ist uns ein wichtiges Anliegen.
Verdrängt die KI Arbeitsplätze?
Die KI entlastet uns von lästigen Routinetätigkeiten, wo es ohnehin immer weniger Jobs gibt. Zugleich werden wieder Jobs geschaffen, die auf KI aufbauen. KI soll unterstützen, aber ich will die Hirne der Menschen nicht durch KI ersetzen.
Zur Arbeitszeitdebatte. Teilzeit und Homeoffice sind wieder etwas in Verruf. Wie ist das bei T-Systems?
Ausgehend vom Arbeitskräftemangel können wir bei T-Systems jedes Arbeitszeitmodell anbieten, wie es gerade passt. Jeder Mix zwischen Homeoffice und Fixarbeitsplatz ist möglich, das geht bis zu Workation, indem man mehrere Wochen im Jahr an einem anderen Platz oder im Homeoffice für das Unternehmen tätig sein kann. Das wird gerne in Anspruch genommen und wir sehen da jetzt keinen Leistungsabfall im Vergleich dazu, wenn jemand im Büro wäre. Wenn ich grundsätzlich meinen Mitarbeitern vertraue, und das tue ich, kann ich so etwas gerne anbieten.
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