Noch nie wollten so viele ihre Bank wechseln

Erste Bank und Sparkassen hoffen auf neue Kunden.
Die Erste Bank profitiert laut eigenen Angaben von negativen Schlagzeilen um Konkurrenz.

Mit der traditionellen Treue der Bankkunden ist es vorbei. Eine Studie im Auftrag der Erste Bank und der Sparkassen stellt einen dramatischen Stimmungswandel fest: Nie zuvor waren so viele Kunden bereit, ihre Bank zu wechseln.

Noch nie wollten so viele ihre Bank wechseln
ABD0055_20160204 - WIEN - ÖSTERREICH: Der Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Thomas Uher während der Pressekonferenz zum Thema "Umbruch in Österreichs Bankenlandschaft" am Donnerstag, 04. Februar 2016, in Wien. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER
2016 werde kein einfaches Jahr, sagte Erste-Vorstandchef Thomas Uher am Donnerstag. Relativ starre Marktanteile im heimischen Bankwesen werden heuer erstmals seit langem in Bewegung kommen. Der Studie vonmeinungsraum.atzufolge haben aktuell im Schnitt 16 Prozent der Kunden vor, die Hauptbank zu wechseln. Der Wert sei doppelt so hoch wie bei Erste und Sparkassen (8 Prozent), sagte Uher. Bei einzelnen Konkurrenten sei das jetzt auf 30 Prozent hochgeschnellt, wurde angedeutet.

Negative Schlagzeilen

Während Bank Austria und Volksbanken sich mit größerem Umbau und Filialabbau herumschlugen, war die Bawag zuletzt einem massiven Shitstorm ausgesetzt (Stichwort: Islamkonten - der KURIER berichtete). Vor allem aber die von wochenlangen Schlagzeilen begleiteten Unsicherheiten wegen des Rückbaus des Bank Austria-Privatkundengeschäfts haben dort Kundenabgänge mit sich gebracht. Das bewirkte bei der Erste Bank laut Uher einen "wesentlichen Teil" des Neukunden-Zugewinns im Schlussquartal.

300.000 neue Kunden für Erste/Sparkassengruppe

2015 habe die Erste/Sparkassengruppe im Inland brutto 195.881 Neukunden gewonnen, berichtete der Vorstand, davon 62.883 die Erste Bank. Allein im 4. Quartal habe man da um 50 Prozent zugelegt. Das Tempo an Kunden-Neuzugängen will die Bank im ganzen Jahr 2016 aufrecht halten. Die Erste Bank erwartet sich demnach heuer an die 100.000 neue Kunden. Für die Gruppe (Erste, Sparkassen Österreich) insgesamt hieße das bis zu 300.000 neue Kunden. Zur Zeit sind es 3,46 Millionen.

Auch Erste baut Filialen ab

Noch nie wollten so viele ihre Bank wechseln
Erste Bank
Bei der Filialzahl ging und geht es auch bei der Ersten nach unten. Zielstrukturen werden aber traditionell nicht genannt. Außer, dass man die Kosten/Ertragsrelation von knapp über 60 (2014) auf Sicht auf 50 bis 55 senken muss. Damit sei man eine "gute westeuropäische Retailbank". Da wolle man hin. "Ja, wir haben den Druck, effizienter zu werden", sagte der neue Privatkundenvorstand Thomas Schaufler. Was sich nicht rentiert, wird geschlossen. Dafür entstünden neue Flagship-Filialen im Ballungsraum. Für Uher ist "Umbau das Gebot der Stunde".

Keine Bankomat-Gebühr

Eine Gebühr auf Abhebungen mit der Bankomatkarte einzuführen sei zur Zeit kein Thema, sagte der Erste-Bank-Vorstand heute. Mittel-und langfristig werde man "den Markt sicher beobachten."

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