Statistik-Chef Thomas: Bei „verlässlichen Daten viel Luft nach oben“

Statistik-Chef Tobias Thomas
Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas verteidigt die Inflationsberechnung: „Ist Definitionsfrage“

In der Statistik Austria wird die Debatte um die Inflation genauestens verfolgt. Auch Statistik-Chef Tobias Thomas glaubt – wie viele Experten – an ein vorübergehendes Phänomen und hält Panik für unangebracht.

Thomas sagt im Interview mit dem KURIER: „Panik ist selten hilfreich, die war allerdings in Zeiten der Hyperinflation der frühen 1920er-Jahre verständlich. Aktuell sehen wir bei der Inflationsentwicklung ein sehr gemischtes Bild. Kurzfristige Effekte wie der kräftige Rohölpreisanstieg im Vergleich zu den untypisch niedrigen Preisen des Jahres 2020 fallen 2022 wieder weg, bei längerfristigen Effekten wie z. B. der CO2-Besteuerung muss man erst sehen, was da wirklich rauskommt.“

Thomas kennt freilich auch die Kritik am Warenkorb. „Jeder, der sagt, diese Inflation und dieser Warenkorb treffen auf mich nicht zu, hat im Grunde Recht, da nur sehr wenige Menschen dem Durchschnittsbürger entsprechen. Aber deshalb ist die Inflationsberechnung nicht falsch, sondern wie so vieles eine Definitionsfrage.“

Gerade deshalb brauche es eine allgemein akzeptierte offizielle Inflationsrate als Basis etwa für Lohnverhandlungen.

Thomas: „Eine standardisierte, transparente und qualitätsgesicherte Produktion von Daten und Statistiken, gemacht von einer unabhängigen Institution, ist ein wesentliches Element einer Demokratie. Die für Statistikämter geltenden Qualitätsstandards werden allerdings von vielen anderen Institutionen nicht eingehalten. Die Corona-Krise hat sehr gut gezeigt, dass in Österreich in Sachen verlässliche Daten und Statistiken noch viel Luft nach oben besteht.“

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