Sportartikelhändler: "Viele verkaufen im Winter mehr Räder als Ski"
Eines vorweg – der Boom bei Tourenski ist heuer abgesagt. Wer nicht schon längst eine Ausrüstung hatte, hat sie heuer auch nicht gekauft. Zumindest nicht in jenen Regionen, in denen die Schneeverhältnisse ohnehin nicht mitgespielt haben. Anders formuliert: Die Sportartikelhändler blieben nach zwei „Boomjahren“ auf den Ausrüstungen sitzen.
Abseits der Wintersportgebiete haben sie diesen Winter mitunter mehr Räder verkauft als Ski, sagt Holger Schwarting, Chef des Sportartikelverbands Sport 2000 (229 Händler mit aktuell insgesamt 367 Geschäften in Österreich). Und Räder gibt es – im Gegensatz zur Situation vor einem Jahr – wieder genug. Die Lieferkettenprobleme haben sich mehr oder weniger aufgelöst.
Zur Größenordnung: Rund 900 Fahrradfachhändler gibt es in Österreich, sie setzen insgesamt rund eine Milliarde Euro um. Tendenz steigend, obwohl die Zahl der verkauften Räder sich seit zehn Jahren im Bereich von 420.000 bis 480.000 Stück einspielt. Hat ein Rad früher einmal durchschnittlich 700 Euro gekostet, so sind es jetzt um die 2.000 Euro, kommentiert Schwarting den Trend zum E-Bike.
Apropos Preise.
Diese werden weiter steigen – nicht nur bei Fahrrädern, im gesamten Sportartikelhandel. „Dieses Jahr um weitere fünf bis zehn Prozent“, schätzt Schwarting. Und mit großen Rabattschlachten ist aus seiner Sicht nicht zu rechnen. Obwohl die Lager voll, teilweise übervoll sind. Einerseits, weil Händler vorsichtshalber mehr bestellt wurde – man konnte sich infolge der Lieferkettenprobleme ja nicht darauf verlassen, dass alles ankommt. Andrerseits auch, weil Konsumenten weniger kaufen. Stichwort Kaufzurückhaltung in Zeiten hoher Inflation. „Das sehen wir seit Mitte des Jahres“, sagt der Sportartikelhändler.
Rabattschlacht abgesagt
Die Kombination aus übervollen Lagern und verhaltener Nachfrage wird laut Schwarting aber keine Rabattschlacht einläuten. "Was nicht verkauft wird, wird in die neue Saison mitgenommen", sagt er. Denn neue Ware kaufe der Handel teurer ein, die Inflation schlägt bereits voll durch.
Die Sporthändler-Genossenschaft Sport 2000, die vor allem in Westösterreich mit inhabergeführten Fachgeschäften vertreten ist, steigerte den Umsatz im abgelaufenen Jahr um 14 Prozent auf 735 Mio. Euro. Das Wachstum sei teils auf Preiserhöhungen zurückzuführen, aber auch auf gute Geschäfte in den Wintersportgebieten aufgrund der guten Buchungslage und dem Skiverleih. Fast 70 Prozent der Ski, die die Skihersteller an den Handel verkaufen, gehen in den Verleih.
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