"Unerhört": Spar-Chef Reisch kritisiert Produzenten für Shrinkflation

Ein Mann im Anzug steht an einer Obsttheke mit Zitronen, Orangen und anderen Zitrusfrüchten in einem Supermarkt.
Gegen Konzerne wie Nestlé könne Spar sich nicht durchsetzen. Eine Entspannung der Lebensmittelpreise erwartet Reisch auch 2026 nicht.

Zusammenfassung

  • Spar-Chef Reisch kritisiert Shrinkflation großer Lebensmittelkonzerne und sieht kaum Einflussmöglichkeiten für Händler.
  • Reisch erwartet auch 2026 keine Entspannung bei Lebensmittelpreisen und verweist auf hohe Rohstoff- und Energiekosten.
  • Spar plant Expansion mit Tankstellenshops und der Übernahme von Unimarkt-Standorten, um Marktanteile auszubauen.

Gleicher Preis, aber weniger Inhalt in der Verpackung - Die sogenannte "Shrinkflation" sorgt seit Jahren für Diskussionen und Ärger bei vielen Verbrauchern. Aber nicht nur bei denen: Auch Spar-Chef Hans K. Reisch kritisiert das Vorgehen vieler Lebensmittelkonzerne als "unerhört".

"Keine Chance" gegen internationale Lebensmittelkonzerne

Gegenüber internationalen Konzernen wie Procter & Gamble, Johnson & Johnson und Nestlé habe Spar aber keine ausreichende Marktmacht, um "Shrinkflation" zu verhindern. "Da haben wir keine Chance", bedauert Reisch. Stattdessen müsse das Thema auf EU-Ebene angegangen werden.

Auch das geplante  "Anti-Mogelpackungs-Gesetz" der Regierung sieht Reisch skeptisch. Dieses wurde vergangene Woche beschlossen, nun muss noch der Nationalrat zustimmen. Es verpflichtet Händler, bis 2030 befristet am Produkt oder beim Regal darauf hinzuweisen, dass Ware von "Shrinkflation" betroffen ist. Für kleine selbstständige Kaufleute gibt es Ausnahmen.

Dass das neue Gesetz Supermarktbetreibern einen Mehraufwand bringe, hält Reisch für ungerecht. "Der Lebensmittelhandel kann nichts dafür", sagt Reisch. Stattdessen seien die Produzenten in die Pflicht zu nehmen.

Hohe Lebensmittelpreise seien von Rohstoff- und Energiepreisen abhängig

Auch sonst ist der Spar-Chef unzufrieden mit der anhaltenden "Preisdiskussion". Es stünden nur die Lebensmittelhändler im Fokus und nicht etwa die Energieversorger. Die Schuld "dem Handel zuzuschieben, ist leicht", so Reisch. "Der Konsument kauft jeden Tag bei uns ein." Die Lebensmittelpreise würden aber viel mehr von den Rohstoffpreisen, Energie- und Personalkosten abhängen.

Dass sich die Preise im kommenden Jahr stabilisieren, erwartet Reisch aktuell nicht. Zuerst müssten dafür die Kosten entlang der gesamten Lieferkette sinken, um eine Entspannung zu ermöglichen.

Sinken Lebensmittel im Preis, ist der Handel ohnedies stark unter Druck, diese Vergünstigungen an die Konsumenten weiterzugeben. So sank etwa in den vergangenen Monaten der Preis für Butter im Handel, weil diese wegen eines Überangebots günstiger wurde. Ein Vorgehen, dass den Händlern auch Kritik der heimischen Landwirte einbrachte.

Verhältnis zwischen Lebensmittelhändlern ist "nicht freundschaftlich"

Das Verhältnis zu seinen Mitbewerbern bezeichnet Reisch als "nicht freundschaftlich". Stattdessen gebe es einen harten Wettbewerb - und das auch zum Vorteil der Kunden.

Hinzu komme hierzulande die "höchste Rabattitis Europas". Wie wichtig den Österreichern Aktionen sind, zeigte sich auch im Sommer 2025 als Rewe (Billa, Penny) die Nutzung der 25-Prozent-Pickerl einschränkte. Während Rewe Umsätze einbüßte, habe man bei Spar in dieser Zeit Zugewinne gemacht. 

Insgesamt zeigt sich Reisch mit dem Jahr 2025 bisher "sehr zufrieden". So konnte die Kette den eigenen Marktanteil etwa um rund 0,4 Prozent auf 36,6 Prozent erhöhen, schätzt der Spar-Chef. Auf genaue Zahlen warte man aber aktuell noch.

Spar plant Expansion mit Tankstellenshops und Unimarkt-Standorten

Auch im kommenden Jahr sollen Marktanteile hinzukommen. Expandieren will Spar vor allem im Bereich Tankstellen-Shops etwa in Zusammenarbeit mit Turmöl und Eni.

Am Mittwoch hat das Unternehmen außerdem die Übernahme von 23 Unimarkt-Standorten bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eingereicht. Die zusätzlichen Märkte, die von selbstständigen Kaufleuten geführt werden, sollen Spar ein merkliches Umsatzplus bringen. Auch die Marktanteile werden die Standorte aber "keinen signifikanten Einfluss haben".

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