Sonnenfinsternis: Panik vor Blackout war unbegründet

Eine Stromleitung steht vor einer hellen, orangefarbenen Sonne.
Die Sonne verschwand, das Stromnetz blieb intakt – auch im Photovoltaik-abhängigen Deutschland.

Nichts ist es geworden mit dem befürchteten Blackout: Das österreichische Stromnetz hat die Sonnenfinsternis gut überstanden. Auch in Deutschland, wo die Verdunkelung des Himmels als Belastungstest für die Netze galt, gab es keine Probleme. Das, obwohl die Solarstrom-Produktion binnen kurzer Zeit eingebrochen und dann rasch wieder hochgefahren ist.

Auf den Stromverbrauch wirkt sich "Sofi" kaum aus. "Wir haben maximal 60 bis 70 Prozent Abdunklung. Das ist deutlich heller als an einem trüben Tag", so E-Control-Vorstand Walter Boltz. Auch bei den Wiener Netzen hieß es, die Auswirkungen der Sonnenfinsternis auf den Stromverbrauch seien "vernachlässigbar".

Stresstest für das Netz

Europas Stromnetzbetreiber haben sich seit eineinhalb Jahren auf die partielle Sonnenfinsternis vorbereitet. Obwohl gut planbar, war die dreistündige Verdunklung eine Art Stresstest für die Netze, da es bisher kein vergleichbares Ereignis gab. Bei der letzten Sonnenfinsternis im Jahr 1999 gab es noch wenige Solaranlagen und Windräder, nun liefern diese in einzelnen Ländern, speziell Deutschland, beträchtliche Strommengen. Das Problem: Es kann nicht wirklich vorausgesagt werden, wann der Wind besonders stark weht oder die Sonne scheint, so kommt es im Netz zu großen Schwankungen. Diese müssen mit sogenannter Regelenergie ausgeglichen werden.

Am heutigen Sonnenfinsternistag wurden in Deutschland Gas- und Kohlekraftwerke hochgefahren, um die ausbleibende Photovoltaik-Produktion zu kompensieren. In Österreich werden dafür hauptsächlich Pumpspeicherkraftwerke eingesetzt.

Eine Collage von Bildern, die eine partielle Sonnenfinsternis zeigen.
ABD0080_20150320 - WIEN - ÖSTERREICH: Combo: Verschiedene Phasen der partiellen Sonnenfinsternis am Freitag, 20. März 2015, über Wien. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
In Österreich spielt Photovoltaik eine vergleichsweise geringe Rolle bei der Stromproduktion. 800 Megawatt Strom werden hierzulande durch Sonnenenergie erzeugt, das sind in Spitzenzeiten rund 8 Prozent des Stroms. Der maximale Leistungseinbruch kann laut Berechnungen des Netzbetreibers Austrian Power Grid (APG) 120 MW betragen. Zum Vergleich: Das Donaukraftwerk Freudenau hat eine installierte Leistung von 172 MW.

Verwundbares Bayern

Anders die Situation in Deutschland. Dort gibt es mehr als eine Million PV-Anlagen, die meisten davon in Bayern. Zusammen haben sie eine Leistung von knapp 39.000 MW, was ungefähr 40 Atomkraftwerken entspricht. Die Netzbetreiber waren vor der heutigen Sonnenfinsternis durchaus angespannt, auch wenn sie bereits Reserveenergie eingekauft hatten. Die Kosten dafür, rund 3,5 Millionen Euro, tragen die Endkunden.

Die eigentliche Herausforderung für die Stromnetzbetreiber ist nicht das Ausbleiben von Wind und Sonne, sondern ein Überangebot, wie Österreichs Chef-Energieregulator Boltz erklärt. "Die Stunden, in denen zu viel Strom produziert wird, sind schwieriger und teurer zu managen." In Deutschland ist die Solarleistung am Freitag binnen 75 Minuten von 16.000 auf unter 7.000 MW abgesackt, zu Mittag ist sie dann in ebenfalls 75 Minuten auf bis zu 22.000 MW hochgesprungen - da stand nämlich die Sonne höher und es wurde mehr Solarstrom produziert als am frühen Vormittag.

"Wir haben gesagt: hoffentlich passiert den Deutschen nichts." E-Control-Chef Boltz

Ein Mann mit grauen Haaren und Brille in einem dunklen Anzug.
Der Blick nach Deutschland hat die österreichische Energiebranche im Vorfeld alles andere als kaltgelassen. "Wir haben gesagt: hoffentlich passiert den Deutschen nichts", so Boltz. Österreich exportiert große Strommengen aus dem Nachbarland. Übers Jahr gesehen sind es 10 bis 12 Prozent, stundenweise können es aber auch 20 bis 30 Prozent sein - vor allem, wenn in Deutschland viel Sonne scheint und Wind weht. In Zeiten von Überproduktion sind nämlich die Strompreise sehr niedrig, sodass es die Österreicher billiger kommt, Strom zuzukaufen anstatt ihn selbst zu erzeugen. "Bei uns wird dann alles (Kohle, Gas usw.) abgeschaltet", so Boltz.

"Sofi" war letztendlich aber nicht mehr als ein "Sturm im Wasserglas", resümierte der E-Control-Vorstand. Weder in Österreich und Deutschland, noch in anderen europäischen Ländern mit hohem Photovoltaik-Anteil, etwa Italien, Frankreich oder Spanien, habe es Probleme gegeben. "Die Vorbereitungen haben sich gelohnt. Die Netzbetreiber konnten für künftige Situationen viel lernen."

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