Signa-Insolvenz: Holding schrieb vor Pleite 650 Mio. Euro Verlust

Eine Baustellenabsperrung mit Warnleuchten vor einem Banner der Signa Holding.
Laut eines Gutachtens trat die materielle Insolvenz der Signa Holding bereits spätestens im November 2022 ein. Angemeldet wurde die Pleite erst gut ein Jahr später.

Zusammenfassung

  • Der operative Verlust der Signa Holding betrug im Jahr vor der Insolvenz rund 650 Millionen Euro, die materielle Insolvenz trat laut Gutachten bereits spätestens im November 2022 ein.
  • Gegen Signa-Gründer Rene Benko, der sich in Untersuchungshaft befindet, beginnt im Oktober der erste Prozess wegen des Vorwurfs der Vermögensverschiebung zum Nachteil der Gläubiger.
  • Gläubiger haben Forderungen von rund 8,35 Milliarden Euro angemeldet, die Abwicklung des Konzerns soll sich voraussichtlich bis 2026 hinziehen.

Der Insolvenzverwalter des früheren Immobilienkonglomerats Signa Holding hat erstmals das genaue Ausmaß des Verlusts im Jahr vor der Pleite beziffert. Der operative Verlust habe sich auf rund 650 Millionen Euro belaufen, teilte Insolvenzverwalter Christof Stapf am Freitag in seinem fünften Bericht an die Gläubiger mit. 

Einem Gutachten der Wirtschaftsprüfer von Deloitte zufolge trat die materielle Insolvenz bereits spätestens im November 2022 ein. Die Insolvenz wurde jedoch erst Ende November 2023 angemeldet. Die Prüfung weiterer Haftungs- und Anfechtungsansprüche laufe weiter, hieß es in dem Bericht. 

Der Signa-Gründer und Tiroler Investor Rene Benko wurde im Januar in Innsbruck festgenommen und befindet sich seither in Untersuchungshaft. Der frühere Milliardär verantwortet mit seinem weit verzweigten Signa-Reich, zu dem neben zahlreichen Immobilien auch der deutsche Warenhausriese Galeria gehörte, die größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Mitte Oktober beginnt in Innsbruck der erste Prozess gegen ihn. Ihm wird vorgeworfen, Vermögenswerte beiseitegeschafft und damit die Ansprüche der Gläubiger geschmälert zu haben. Benko bestreitet das. 

Der Insolvenzverwalter hat gerichtlich Anfechtungsansprüche von mehr als 315 Millionen Euro geltend gemacht. Er rechnet jedoch wegen eines Richterwechsels mit erheblichen Verfahrensverzögerungen. Außergerichtlich wurden 3,7 Millionen Euro eingenommen. Bei Haftungsansprüchen gegen das Management wird eine außergerichtliche Einigung mit den Versicherern angestrebt. 

Abwicklung wird bis 2026 dauern

Parallel dazu läuft die Verwertung der verbliebenen Vermögenswerte. Der Verkauf des Flugzeugs, der Büroausstattung sowie der Markenrechte erbrachte insgesamt rund zehn Millionen Euro. Zudem wurden strategische Beteiligungen wie das US-Geschäft samt dem Chrysler Building und die Anteile an der Kronen Zeitung veräußert. 

Insgesamt haben Gläubiger Forderungen von rund 8,35 Milliarden Euro gegen die Signa Holding angemeldet. Davon hat der Insolvenzverwalter rund 2,76 Milliarden Euro anerkannt und etwa 5,59 Milliarden Euro bestritten. Gegenüber anderen insolventen Signa-Gesellschaften wurden Forderungen von rund 423 Millionen Euro anerkannt. Während Ausschüttungen aus den Insolvenzmassen der Signa-Gesellschaften Prime (Luxusimmobilien) und Development (Projektentwicklung) ungewiss bleiben, werden von Signa Retail (Handelsbeteiligungen) substanzielle Zuflüsse erwartet. Die Abwicklung des Konzerns wird sich dem Bericht zufolge voraussichtlich bis ins Jahr 2026 erstrecken. 

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