Siemens Österreich: Banges Warten auf die U-Bahn

Der radikale Umbau, den Konzern-Chef Joe Kaeser dem Elektroriesen Siemens verordnet hat, geht in die Zielgerade. Was Tausende Jobs kostet: Im Zuge der Neuordnung baut Siemens weltweit 7800 Jobs in der Verwaltung ab. Diese Arbeitsplätze fallen der Streichung einer ganzen Organisationsebene und der Reduktion der Geschäftsbereiche von 16 auf 9 zum Opfer. Mit dem bereits bekannten Abbau von weiteren 1200 Mitarbeitern in der schwächelnden Energiesparte streicht Siemens 9000 der weltweit insgesamt 357.000 Jobs.
Abwarten in Wien
Am stärksten treffen die Kürzungen Deutschland. In seinem Stammland baut der Konzern 3300 der insgesamt rund 115.000 Arbeitsplätze ab. Wie sich der Abbau der weiteren 4500 Mitarbeiter auf die einzelnen Länder weltweit aufteilt, ist offen.

Siemens-Österreich-Betriebsrats-Chef Friedrich Hagl will noch abwarten, bevor er Entwarnung gibt: „Auf europäischer Ebene des Konzerns haben die Betriebsräte noch keine Zahlen, die gibt es bisher nur für Deutschland. Die Gespräche mit den anderen Landesgesellschaften beginnen nach Ostern.“ Allerdings sieht auch Hagl in Österreich „keinen Bedarf für Personalabbau“. Der Konzern beschäftigt in Österreich ohne den in ein Joint-Venture mit Mitsubishi eingebrachten Linzer Anlagenbauer VAI noch rund 10.400 Mitarbeiter.
Problemzone Mobility
Mittelfristig könnte allerdings ein veritables Personalproblem auf Siemens Österreich zukommen: Zieht die Sparte Mobility nicht bald einen Großauftrag für Straßen- oder U-Bahnen an Land, wackeln am Standort Wien-Simmering 150 bis 200 der insgesamt rund 1500 Arbeitsplätze. Das Wiener Werk, das konzernweites Kompetenzzentrum für Straßen- und U-Bahnen ist, hat vor Kurzem einen 560 Millionen Euro schweren Straßenbahn-Großauftrag der Wiener Linien an den Konkurrenten Bombardier verloren.
Jetzt hofft Siemens auf einen ähnlich großen Auftrag für neue U-Bahnen, die Ausschreibung dafür wollen die Wiener Linien im Frühjahr starten. Geht auch dieser Auftrag an die Konkurrenz, habe die Österreich-Tochter, so ein Insider, „einen gewaltigen Erklärungsbedarf im Konzern. Dann ist Feuer am Dach“.
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