Man möge meinen, in Kriegszeiten würde der Bedarf der Menschen fast ausschließlich nach lebensnotwendigen Gütern bestehen. Doch dem sei nicht so, berichtet Vassili Tolstunov. Er betreibt das nach eigenen Angaben größte Shoppingcenter der Ukraine in der Hauptstadt Kiew namens Respublika Park. „Wir haben an guten Tagen 60.000 Besucher“, erzählt der Geschäftsführer der Wiener T&F-Gruppe.
„Wir haben internationale Projekte immer als Chance gesehen“, sagt Tolstunov im KURIER-Gespräch. Er kam mit 6 Jahren mit seiner Familie aus Kirgisistan nach Österreich, wo diese 1995 die Gruppe gründete. Diese hält heute mit 500 Mitarbeitern, davon rund 30 in Wien, 20 Beteiligungen in den Bereichen Immobilien, Logistik, IT und Rohstoffhandel. 2018 schließlich habe er Kiew als Investitionsmöglichkeit entdeckt mit dem Ziel, europäisches Know-how in die Ukraine zu bringen.
Dabei sei er auf das Projekt Respublika Park gestoßen. Dieses habe damals aus einem Rohbau bestanden, wobei der Besitzer in Konkurs gegangen war. Die T&F-Gruppe habe dann über deren Tochter Trafin im Rahmen einer Auktion das Projekt erworben und mit einem Partner (25 Prozent-Anteil) finalisiert. „Es war nicht einfach wegen der Pandemie, aber im November 2021 haben wir eröffnet.“
Bald danach erfolgte der Angriff Russlands auf die Ukraine. „Wir hatten erst drei Monate geöffnet und dann kam der Krieg.“ Das Center habe schließen müssen. Doch habe es bald großen Bedarf nach Lebensmitteln gegeben und so sei es nach einem Monat wieder geöffnet worden – auch für die Ausgabe von Kleidung und Essen an Bedürftige.
Und schon bald habe sich das Leben in Kiew wieder normalisiert. „Die Verkehrsmittel funktionieren, die Stadt lebt.“ Sollte es einen Luftalarm geben, seien die nächsten Bunker für Besucher und Mitarbeiter vier Minuten entfernt.
Von den 300.000m2 Fläche des Respublika Park seien 135.000m2 vermietbar, davon stünden nur 20 Prozent leer. Zu den wichtigsten Mietern zählen Zara, Nike, Mango, H&M sowie McDonald’s.
Daneben gebe es auch auf 11.000m2 ein Entertainmentcenter mit Kino, Indoor-Achterbahn und Virtual Reality-Angeboten. „Das ist unser Mehrwert, denn die Dichte an Shoppingzentren in der Stadt ist eine der höchsten Europas.“ Und es gebe laufend Anfragen interessierter Mieter.
Der Respublika Park beinhaltet auch Wohnungen, die Gebäude dafür sind teils schon errichtet. „Wir verkaufen im Monat 20 Wohnungen“, sagt Tolstunov. Unterm Strich sei der Park wirtschaftlich positiv.
In Österreich hat die T&F-Gruppe im Vorjahr in Kitzbühel das Kaufhaus Kitz Galleria übernommen.
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