Ob er verlängert wird, ist äußerst fraglich.
Der 60-jährige internationale Manager habe nicht das tiefe Vertrauen der österreichischen Eigentümerseite, hört man aus gut informierten Kreisen. Ihm wird vorgeworfen, er habe sich für die Versorgungssicherheit Österreichs mit Gas zu wenig engagiert.
Den Aufsichtsratsvorsitzenden nominiert laut dem Syndikatsvertrag mit den Miteigentümern in Abu Dhabi die Staatsholding ÖBAG (hält 31,5 Prozent). Dass trotzdem nichts gegen den Willen der Araber passiert, ist klar.
Ob der Mitaktionär Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company, 24,9 Prozent) Garrett halten will, ist unklar. Auffallend war jedenfalls, dass Garrett beim Besuch von Finanzminister Magnus Brunner und der ÖBAG-Spitze in Abu Dhabi Ende November zwar vor Ort war, aber nicht bei den Gesprächen dabei. Auch gut möglich, dass Garrett vom Hauen und Stechen in und um die OMV genug hat und von sich aus geht.
Der unabhängige Garrett wurde von der ÖBAG 2020 an die Spitze des OMV-Aufsichtsrates bestellt. Man suchte Expertise im Kunststoff- und Chemiebereich, die OMV hatte gerade Borealis übernommen. Garrett war CEO der Borealis, wurde aber vom damaligen OMV-Chef Rainer Seele verabschiedet. Pech für Seele, dass Garrett als Aufsichtsratschef an der Konzernspitze an Bord ging.
Dass Seele, der sich Mitte 2022 als CEO bei der OMV verabschiedete, als Aufsichtsratschef wieder zurück kommt, ist durchaus im Bereich des Möglichen. Er habe angeblich Ambitionen, hört man in der Branche. Mit dem Vorsitz müsste er freilich wegen der zweijährigen Cooling-Off-Frist etwas zuwarten.
Seele ist am Golf als Berater dick im Geschäft. Er ist nicht nur im Board of Directors des Düngemittelproduzenten Fertiglobe, an dem Adnoc beteiligt ist. Der Deutsche berät den Ölkonzern und gilt als Vertrauter von Zayed bin Sultan Al Nahyan, seines Zeichens Herrscher von Abu Dhabi, Präsident der Emirate und Vizepräsident der Adnoc. Auch in Bahrain ist Seele als Berater unterwegs. In Österreich musste sich Seele jedoch Kritik für seine Russland-Affinität gefallen lassen, er trieb die OMV in die noch stärkere Abhängigkeit von Gazprom. Allerdings, von Öl, Gas und Chemie versteht Seele viel.
Sollte Garrett tatsächlich gehen, könnte auch der steirische Univ.-Prof. Karl Rose übernehmen, ehemals ebenfalls Berater der Adnoc. Rose ist seit 2016 im OMV-Aufsichtsra t.
Garrett hatte OMV-Chef Alfred Stern an Bord geholt, dessen Vertrag steht 2024 zur Verlängerung an. Wenn Garrett geht, habe auch CEO Stern keinen Rückhalt mehr, vermuten Insider. Doch für diese Spekulationen dürfte es tatsächich noch zu früh sein. Eine Vertragsverlängerung von Stern (drei plus zwei Jahre) dürfte davon abhängen, wie die OMV die Gasversorgung für den Winter 2023/24 auf die Reihe bringt.
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