Profitiert Österreichs Wirtschaft von deutschen Milliarden?

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Berliner Investitionen: Konjunkturforscher diskutieren Prognose-Unsicherheiten und wie es für Österreichs Wirtschaft weitergeht

Österreichs Wirtschaft stagniert, der Staat muss kräftig sparen, der private Konsum will nicht recht anspringen, eine Erholung ist daher frühestens 2026 zu erwarten.

Unterstützend wirken könnten allenfalls jene Hunderte Milliarden Euro, die die neue deutsche Bundesregierung in die marode Infrastruktur des Landes sowie die Aufrüstung der Bundeswehr steckt. Immerhin ist Deutschland mit Abstand Österreichs wichtigster Handelspartner. Wenigstens ein kleiner Teil des für Deutschland erwarteten Zusatzwachstums von plus 1,5 Prozent vom BIP könnte nach Österreich überschwappen.

WIFO-Ökonom Christian Glocker rechnet jedoch mit relativ geringen Effekten. Auch in den Jahren 2012 bis 2015 hat Deutschland dank Bau und Konsum ein solides Wachstum verzeichnet, Österreichs Wirtschaftsleistung aber stagnierte. Glockers Erklärung: „Österreich exportiert vor allem Investitionsgüter, jetzt geht es in Deutschland wieder vorrangig um die Bauwirtschaft. Davon bekommt Österreich sehr wenig ab.“

Auch deutsche Experten sind skeptisch, wie segensreich das Milliardenpaket denn tatsächlich wird. Eine These lautet: Weil massiv neue Nachfrage nach Bauleistungen auf zu wenig Kapazität und den Arbeitskräftemangel der Unternehmen trifft, würden vor allem die Preise steigen – sprich die Inflation angeheizt. Führende deutsche Konjunkturforscher aus Berlin, München und Kiel diskutierten diese Problematik im Zusammenhang mit allgemeinen Prognose-Problemen am Freitag am WIFO in Wien.

Dessen Direktor Gabriel Felbermayr musste sich in der Vergangenheit den Vorwurf gefallen lassen, ständig nach unten revidierte Prognosen wären mitschuld am Budgetloch. Felbermayr verwies auf revidierte Daten seitens der Statistiker, „radikale Unsicherheit“ aufgrund der Konflikte in der Welt oder völlig Unvorhersehbares wie Corona oder eine Finanzkrise.

So sei beispielsweise klar, dass die Rekord-Sparquote in Österreich sinken und der Konsum anspringen werde. Wann das freilich der Fall sein werde, sei völlig unklar, sagt Felbermayr. Die Politik müsse daher in ihrer Finanzplanung Puffer für Unvorhergesehenes einbauen.

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