Geplante Sanierung: Pierer Mobility und Tochter KTM läuft die Zeit davon

++ THEMENBILD ++ KTM AG
Laut Insidern soll es noch keine fixen Geldgeber geben, die die 600 Millionen Euro für den KTM-Sanierungsplan finanzieren könnten.

Die Lage bei der Pierer Mobility AG und ihrer insolventen Tochter KTM spitzt sich zu. Denn die Zeit drängt massiv. In 24 Tagen müssen auf dem Treuhandkonto von Peter Vogl, dem Insolvenzverwalter der KTM AG, 600 Millionen Euro eingezahlt sein, um die 30-prozentige Gläubigerquote (548 Millionen Euro) und die Verfahrenskosten (50 Millionen Euro) finanzieren zu können. Die Summe sollen vor allem Fremdkapital-Geber aufbringen, denen für ihr Risiko hohe Zinsen winken sollen.

„Aus meiner Sicht schaut es derzeit nicht gut aus. So viel Geld treibt man nicht über Nacht auf. Alle, die sich im Finanzierungsgeschäft auskennen, sehen das sehr kritisch“, sagt ein Insider zum KURIER.

„Es soll bisher weder auf der Eigenkapital- noch auf der Fremdkapitalseite Zusagen von Investoren geben. Wenn die Pierer Mobility kein entsprechendes Fremdkapital erhält, dann ist es sowieso vorbei.“

50 Millionen Euro für Bestellungen

In der Zwischenzeit werden die gelagerten Motorrädern abverkauft, was ganz gut laufen soll. Damit kann KTM Einnahmen lukrieren. Dem Vernehmen nach sollen Teile dieser Einnahmen aber an eine Bank geflossen sein, die Forderungen eingetrieben hat.

Indes müssen noch weitere 50 Millionen Euro vom indischen KTM-Miteigentümer Bajaj fließen, damit KTM Bestellungen bei seinen Lieferanten tätigen kann. Bekanntlich steht die Produktion in Mattighofen bis August still, weil die entsprechenden Bauteile für den Zusammenbau der Motorräder fehlen.

Doch auch beim Zahlenwerk der börsennotierten Pierer Mobility gibt es Probleme. „Es gibt derzeit keine positive Fortbestehensprognose und keine testierte Bilanz für das Geschäftsjahr 2024“, sagt ein Insider.

Scheitern des Investorenprozesses?

Die Pierer Mobility hat am Montag in der Nacht eine Ad-hoc-Meldung mit vorläufigen Zahlen publiziert, eine vollständige und geprüfte Konzernbilanz muss sie bis 30. Mai nachreichen. 

„Der positive Abschluss des Investorenprozesses ist unter anderem Voraussetzung für die Sanierung der KTM AG und somit für den Fortbestand der Gruppe. Das wesentliche offene Bilanzierungsthema ist die Bestätigung der Fortführungsannahme (Going-Concern)“, teilt Pierer Mobility mit. „Die verbindlichen Finanzierungszusagen der Investoren aus diesem Prozess sind Voraussetzung für die Bilanzierung zu Going-Concern-Werten und die entsprechende Bestätigung des Jahresfinanzberichts.“ Nachsatz: „Bei einem Scheitern des Investorenprozesses, wovon der Vorstand derzeit nicht ausgeht, müsste die Gesellschaft mangels positiver Fortbestehensprognose eine Bilanzierung zu Zerschlagungswerten vornehmen.“ 

Oder anders gesagt: KTM wäre dann in seiner heutigen Form Geschichte.

Hoher Verlust

Dabei ist der Umsatz der Pierer-Mobility-Gruppe im Vorjahr um fast 30 Prozent auf 1,879 Milliarden Euro eingebrochen. Der Verlust vor Steuern wird mit 1,28 Milliarden Euro und die Verschuldung mit 1,642 Milliarden beziffert.

Und zum Ausblick 2025 teilt der Konzern mit: „Wegen der schwierigen makroökonomischen Rahmenbedingungen sowie aufgrund des laufendes Sanierungsprozesses und des schrittweisen Hochfahrens der Produktion wird auch für das Geschäftsjahr 2025 ein negatives operatives Ergebnis erwartet.“ 

Kommentare