Ex-ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel: "Österreich ist leider ein Volk der Jammerer"

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Der Unternehmer und Ex-ÖSV-Chef über die Saturiertheit der Gesellschaft, warum er Probleme mag und was er am Fliegenfischen so toll findet.

Der „Urtiroler“ Schröcksnadel war immer für kräftige Sager gut und hat auch mit über 80 noch jede Menge Projekte.

KURIER: Weil Sie 31 Jahre lang Skiverbandspräsident waren, vergisst man, dass Sie ein internationaler Unternehmer waren und sind. Sehen Sie die Wirtschaftsentwicklung auch so negativ wie Ihre Unternehmerkollegen?

Peter Schröcksnadel: Überhaupt nicht, ich bin kein negativer Mensch. Österreich ist leider ein Volk der Jammerer. Wenn irgendetwas nicht funktioniert, schreit man nach dem Staat. Wir sind eine saturierte Gesellschaft. Es kämpft niemand mehr.

Die Wirtschaftsdaten sind aber tatsächlich schlecht.

Wir haben dennoch die besten Voraussetzungen, leben in einem reichen Land. 300 Milliarden Euro liegen auf privaten Konten, und zweieinhalb Millionen Bürger zahlen keine Einkommenssteuer. Worüber beschweren wir uns? Vieles ist hausgemacht, und da muss man wieder Balance hineinbringen.

Sie haben einen Verein, den „River and Nature Trust“ gegründet und sich der Rettung der Bachforelle verschrieben. Wie sehen Sie die Klimapolitik?

Als zu extrem und Angstmachend, das halte ich für schlecht. Ich bin dafür, dass wir auf unseren Planeten schauen und trete für eine ausgewogene Art des Artenschutzes ein. Daher setze ich mich für die bedrohte Fischfauna ein. Ich bin auch für die Energiewende, aber weil ich bei der Energie nicht von Russen oder Arabern abhängig sein will. In der Politik ist es wie in der Natur: Einseitig ist schlecht.

Was würden Sie sich von der Politik denn wünschen?

Alles einmal entrümpeln und einfacher gestalten. Die Politik sollte außerdem Ideen entwickeln, bei denen die Menschen mitgehen, worauf die 300 Milliarden auf den Konten sehr bald in die Wirtschaft fließen werden. Man muss Optimismus erzeugen!

Peter Schroecksnadel

Warum haben Sie schon mit 15 Jahren für sich selbst gesorgt?

Ich bin gemeinsam mit einem Freund ins Lienzer Internat gekommen. Aber dort wurde man wirklich schlecht behandelt. Nach einer Zwischenstation in einem weiteren Internat habe ich mir bei einem Bauern ein Zimmer gesucht und war von da an selbstständig.

Sie haben Jus studiert, es dann aber abgebrochen.

Weil meine Eltern 1964 in Konkurs gegangen sind und meine künftige Frau schwanger war. Es war kein Geld da. Aber – und darum verstehe ich manche der heutigen Zeitgenossen nicht: Wenn du an der Wand stehst, kannst du nur nach vorne gehen. Jeder Österreicher hat die Chance weiterzukommen. Ich habe kürzlich mit jemandem gesprochen, der gesagt hat: „Ich habe 30.000 Euro Schulden, geh’ ich halt in Privatkonkurs.“ Der will nicht arbeiten, um das zurückzuzahlen. Aber nur mit eigener Leistung können wir uns alle wieder aufrappeln. Ich habe auch kein Problem, wenn viele zu uns kommen wollen. Aber sie sollen hier arbeiten und sich nicht auf den Sozialstaat verlassen!

Sie sind zeitweise als Alpenkönig und Skipatriarch bezeichnet worden – mit großer Machtfülle.

Ich halte von Macht gar nix. Sie müssen es vorleben und mit der Fahne vorneweg laufen, das Ziel definieren und Begeisterung auslösen. Das erwarte ich mir auch von der Regierung. Aber ist sie in der Lage dazu?

Sie gingen mit einigen kräftigen Sagern in die Geschichte ein.

Richtig!

Tut Ihnen manches leid? Zum Beispiel haben Sie nach der Doping-Razzia bei Olympia 2006 in Turin gemeint, Österreich sei zu klein für Doping.

Da stehe ich voll dazu. Das war ein Komplott. Es gab keine Verurteilten. Ich bin wegen erwiesener Unschuld freigesprochen worden. Aber das hat dann keiner mehr geschrieben. Für mich war es ein Skandal, dass man einen Skandal daraus gemacht hat – bis heute!

„Wenn ich angefressen bin, bin ich am besten“, haben Sie damals gesagt. Stimmt das immer noch?

 Ja freilich. Und damals war ich auch grantig!

Es gab auch Missbrauchsvorwürfe im Skiverband.

Die waren nicht in meiner Zeit, das war in den Siebzigerjahren. Ich bin natürlich dafür, dass man unsere Frauen schützt, darum habe ich auch Petra Kronberger als Frauenbeauftragte angestellt – als einziger Sportverband übrigens.

Interessiert sich die Welt denn überhaupt noch für den Skisport?

Es nehmen mehr internationale Rennläufer teil als früher, und die Quoten sind mindestens gleich gut. In den Zeiten, wo die Österreicher alles gewonnen haben, hieß es: Das macht den Skisport kaputt.

Zum ausführlichen "Salon Salomon"-Gespräch mit Peter Schröcksnadel

Sie sind einmal von einem kanadischen Arzt bei einer akuten Erkrankung gerettet worden und unterstützen seither ein Krebsforschungsprojekt. Worum geht es?

Ich habe mich damals bei dem Uniklinik-Chef bedankt und gefragt, was ich tun könne. Seitdem unterstütze ich ein großes kanadisch-dänisches Krebsforschungsprojekt. Es werden Antikörper gegen Krebs entwickelt, was nun nach 12-jähriger Arbeit gerade klinisch erprobt wird.

Sie sind einer der besten Fliegenfischer der Welt und praktizieren das bei ihrem kanadischen Blockhaus. Was ist daran so toll?

Beim Fischen generell lebt man von der Hoffnung. Fängt man einen Fisch oder nicht? Beim Fliegenfischen ist das noch extremer. Aber der nächste Wurf ist immer die Chance, so wie im ganzen Leben!

Peter Schroecksnadel

Ist das das Geheimnis Ihres erfolgreichen Unternehmertums?

Du brauchst Ideen, musst dran glauben und darfst nie aufgeben.

Hatten Sie auch Misserfolge?

So wie jeder, aber die muss man halt wegstecken. Ich brauche Probleme! Nur wenn man die überwindet, hat man einen Erfolg. Außerdem gilt für mich der Satz von Konfuzius: „Jeder Mensch hat zwei Leben. Das zweite Leben beginnt dann, wenn Sie draufkommen, nur eines zu haben.“

Wurden Sie je gefragt, in die Politik zu gehen?

Ja, es war mal eine Anregung da, ist aber nicht dazugekommen.

Hätte es Sie gereizt?

Nein. Wenn, dann nur als Ideenlieferant im Hintergrund. Es muss gelingen, eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen.

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