Pensionskassen zum Halbjahr mit roten Zahlen
Die negativen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Finanzmärkte schlagen sich auch bei den heimischen Pensionskassen nieder. Die Performance war laut Fachverband der Pensionskassen zum ersten Halbjahr im Vergleich zum Jahresende durchschnittlich mit minus 8,85 Prozent negativ. Fachverbandsobmann Andreas Zakostelsky verweist auf die langfristig positiven Erträge und die Reserven, mit denen Schwankungen abgefedert werden können.
Für die Auswirkungen auf die Firmenpensionen relevant sei das Gesamtjahr, Bilanz gezogen werde am Jahresende. Wie es dann aussehen werde, könne man derzeit noch nicht sagen. Das heurige Jahr bleibe aber ein extrem herausforderndes Jahr. Die Pensionskassen hätten jedoch in den vergangenen Jahren mit den sogenannten Schwankungsrückstellungen einen "Reservekanister" gefüllt, mit denen eine negative Performance - je nach Veranlagungs- und Risikogemeinschaft und Pensionskasse - um 5 bis 10 Prozent abgefedert werden könne, sagte Zakostelsky zur APA. Die Pensionskassen veranlagten sehr langfristig. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre seit Gründung der Pensionskassen im Jahr 1991 liege die jährliche Performance bei plus 5,37 Prozent und damit deutlich über dem Ergebnis vergleichbarer Anlageformen.
Neue Situation
Es habe seit 40 bis 50 Jahren keine solche Situation gegeben, in der Aktienmärkte und auch die Anleihenmärkte unter Druck gewesen seien, verwies Zakostelsky auf die Problematik bei der Veranlagung. Die Indizes wichtiger Aktienmärkte seien im ersten Halbjahr mit 20 bis 30 Prozent im Minus. Rund zwei Drittel der negativen Performance kämen aus den Aktienmärkten, rund ein Drittel aus den Anleihenmärkten. Die Pensionskassen hätten in ihrer Veranlagung aber eine große Diversifizierung und investierten derzeit mehr in Cash, Immobilien und Infrastruktur. Der Cash-Anteil liege aktuell bei rund 5 bis 10 Prozent, zuvor waren es maximal 2 bis 3 Prozent. Bei Immobilien liege der Anteil bei knapp 10 Prozent, nach 5,8 Prozent Ende vergangenen Jahres. Die Pensionskassen blieben auch weiter stark beim Thema Nachhaltigkeit.
Im Jahr 2021 erwirtschafteten die Pensionskassen einen durchschnittlichen Veranlagungsertrag von 7,5 Prozent. Es habe "so gut wie keine Pensionskürzungen" gegeben, betonte Zakostelsky, umgekehrt habe ein Gutteil der Pensionskassenpensionen erhöht werden können. Bei den Auszahlungen habe es im Vorjahr ein "All-Time-High" von 828 Mio. Euro gegeben. Die Pensionskassen seien damit mit Abstand der größte Pensionszahler in Österreich. Die Pensionskassen haben etwas mehr als eine Million Anspruchsberechtigte, davon beziehen rund 130.000 bereits eine Zusatzpension.
In den 31 Jahren ihres Bestehens seien von allen Firmen 24,1 Mrd. Euro bei den Pensionskassen eingezahlt worden, so Zakostelsky. Die Auszahlungen hätten 12,2 Mrd. Euro betragen. Das verwaltete Vermögen lag zum 31.12.2021 bei 27,4 Mrd. Euro, die Pensionskassen hätten also einen Wertzuwachs von 15,5 Mrd. Euro für ihre Kundinnen und Kunden erwirtschaftet.
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