Der harte Kampf der Online-Apotheken in Österreich

Der harte Kampf der Online-Apotheken in Österreich
Die Online-Apotheken bekommen hierzulande immer mehr Konkurrenz. Dem wachsenden Markt sind aber regulatorische Grenzen gesetzt.

In vielen Bereichen des Handels wächst das Onlinegeschäft stark, während stationäre Geschäfte schließen. Auch im Bereich der Apotheken werden Webshops immer wichtiger.

Seit 2015 dürfen in Österreich nicht rezeptpflichtige Medikamente online verkauft werden. Mittlerweile bieten einige Großanbieter wie etwa Shop Apotheke des niederländischen Unternehmens Redcare Pharmacy, Docmorris oder apotheke.at rezeptfreie Medizin im Internet an.

Medikamente aus Drogerie und Supermarkt

In letzter Zeit drängt sich immer mehr Konkurrenz auf den digitalen Arzneimittelmarkt und der Kampf um die Kundschaft wird härter. So kündigte etwa die Drogeriemarkt-Kette dm im Jänner 2025 an, in das Geschäft mit apothekenpflichtigen, rezeptfreien Medikamenten einsteigen zu wollen. Beginnen will das Unternehmen damit in Deutschland, in Zukunft soll das neue Sortiment auch auf weitere Ländern wie Österreich ausgerollt werden. 

Die Medikamente dürfen nicht in den dm-Filialen, sondern ausschließlich online verkauft werden. Sie sollen künftig aus einer Apotheke in einem anderen EU-Land, genannt wurde etwa Tschechien, ins Inland versendet werden. 

Auch der Liefersupermarkt Gurkerl bietet seit dem Herbst 2024 rund 3.500 Arzneimittel per Mausklick an und liefert diese in wenigen Stunden zu seinen Kunden. Hierfür hat das Unternehmen im Zuge großer Umbauarbeiten die Beavit-Apotheke in sein Logistikzentrum eingegliedert.

Der Markt wächst weiter

Martina Egger, Österreich-Chefin bei der niederländischen Redcare Pharmacy, bleibt trotz wachsender Konkurrenz entspannt. Während Shop Apotheke in ganz Österreich tätig sei, würden Anbieter wie Gurkerl Arzneimittel nur regional (Wien und Umgebung) und in Form einer Plattformkooperation mit einer Apotheke anbieten. 

Der Markt sei außerdem groß genug und wachse weiter. Egger betont, dass ihr Angebot mittlerweile alle Altersgruppen im Land anspreche.

Wie Gurkerl-Geschäftsführer Mark Hübner, setzt sich auch Egger dafür ein, künftig in Österreich auch verschreibungspflichtige Arzneimittel über den Onlineshop verkaufen zu dürfen. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstitut Eco Austria, die von Redcare Pharmacy in Auftrag gegeben wurde, sei diese aufgrund der zu geringen Versorgungsdichte auch notwendig. 

Regionale Versorgungsprobleme

Vor allem in der Steiermark, in Tirol und in Niederösterreich prognostiziert die Studie bis 2030 regional gröbere Versorgungsprobleme. Und wegen des demografischen Wandels werde ein dichtes Netz an Apotheken in Zukunft immer wichtiger, appelliert Wolfgang Schwarzbauer, Leiter des Forschungsbereichs regionale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft bei Eco Austria.

Die Sorge, dass stationäre Apotheken aus dem Geschäft gedrängt werden könnten, wenn auch Webanbieter wie Shop Apotheke rezeptpflichtige Medizin anbieten, kann Egger nicht nachvollziehen. 

In Deutschland, wo verschreibungspflichtige Medikamente wie auch etwa in Schweden oder Großbritannien übers Web bestellt werden können, beziehen Konsumforschern zufolge mittlerweile 44 Prozent der Menschen Medikamente über den Onlinehandel. Trotzdem lag der Anteil, den die digitalen Apotheken am Gesamtumsatz hatten, 2022 bei nur 0,7 Prozent.

Dass große Online-Anbieter die Preise drücken, hält Egger ebenso für unwahrscheinlich: "So liberal ist der Markt auch nicht."

Apotheken könnten Personal einsparen

Auch Eco Austria-Direktorin Monika Köppl-Turyna sieht die stationären Apotheken durch eine Liberalisierung nicht gefährdet. Diese sollten ebenso versenden dürfen und könnten so durch geringeren Personalbedarf Kosten einsparen.

Auch jetzt dürfen stationäre Apotheken so wie ihre Online-Pendants nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel versenden. Die meisten nutzen diese Möglichkeit aus wirtschaftlichen Gründen nicht.

Monopol kann zu höheren Preisen führen

Köppl-Turyna steht der strengen Reglementierung rund um Apotheken auch sonst kritisch gegenüber. Vorgaben wie etwa der Gebietsschutz würden das Potenzial für Monopole bieten, welche zu höheren Preisen führen kann. Eine Abschaffung dieser Regelung könnte den Konsumenten zu Gute kommen. 

Denn es solle bei Arzneimitteln "das Produkt streng reglementiert werden, aber nicht die Verkaufsmodalitäten", sagt Köppl-Turyna.

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