Kohlenstoffabgase
Eine gänzlich neue Technologie wurde nun mit der Produktion der ersten Schuhsohle aus industriellen Kohlestoffemissionen erfolgreich umgesetzt. Dabei kooperiert On mit dem Schweizer Lanzatech und mit Borealis. Für die OMV-Tochter könnte sich damit ein völlig neues Geschäftsfeld im Bereich Hochleistungsschaumstoff erschließen. Bei der CleanCloud-Technologie werden Kohlenmonoxid-Emissionen direkt vom Schornstein aus Stahlwerken oder Mülldeponien abgesaugt, bevor sie in der Atmosphäre zu werden. Über einen Fermentationsprozess wird dann Ethanol gewonnen, das über Dehydrierung zu Ethylen verarbeitet wird.
Dieses polymerisiert Borealis dann zu einem Schaumstoff, mit dem On die Sohlen der Laufschuhe herstellt. Vor kurzem wurde der erste Prototyp vorgestellt. „Wir haben bewiesen, dass wir es können. Das könnte eine bahnbrechende Technologie für die gesamte Branche werden“, freut sich Coppetti.
Vom Prototypen bis zur Massenfertigung ist es aber noch ein weiter Weg. Damit sich die industrielle Fertigung rentiert, verzichtet Coppetti auf die Patentierung und sucht noch Partner, die ebenfalls auf die neue Technologie setzen wollen, andere Schuhhersteller oder Matratzenhersteller etwa. Gelingt dies, könnten in drei bis fünf Jahren so genannte Cloudprime-Laufschuhe für rund 200 Euro angeboten werden. Ob die Konsumenten dann auch bereit sind, so viel Geld für einen „grünen“ Laufschuh auszugeben, wird sich zeigen. „Wir wollen das E-Bike der Laufschuhe sein“, hofft Coppetti auf eine ähnlichen Nachfrageeffekt.
Made in Vietnam
Die Massenfertigung der On-Schuhe erfolgt in Vietnam, wo es zuletzt coronabedingt immer wieder zu Lieferengpässen kam, weshalb On derzeit auch eine Fertigung in Indonesien und Portugal plant. „Wir sind wie ein Baukasten und probieren ständig Neues aus. Wenn wir von einer neuen Idee überzeugt sind, verfolgen wir sie konsequent“, erläutert Coppetti die Start-up-Philosophie seines seit dem Vorjahr an der Nasdaq notierten, rasant wachsenden Unternehmens.
Vor zwölf Jahren in Innsbruck gestartet, ist die von Tennis-Legende Roger Federer unterstütze Sportmarke inzwischen in 60 Ländern auf dem Markt. Der Vertrieb erfolgt über den Schuh- und Sportartikelhandel, eigene Shops werden vor allem in den USA und China aufgesperrt.
Österreich sei immer noch ein wichtiger Markt. „In keinem anderen Land werden derzeit pro Kopf gerechnet so viele Paar Laufschuhe verkauft wie in Österreich. On gehört zu den am schnellst wachsenden Sportmarken weltweit“. Die Zahl der Mitarbeiter stieg heuer um 500 auf 1.800. Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Umsatz von 1,1 Mrd. Franken angepeilt, im ersten Halbjahr gab es ein Umsatzplus von 68 Prozent auf 529 Mio. Franken. Der Nettogewinn stieg vor allem dank positiver Währungseffekte auf 63 Mio. Franken.
Die On-Aktie hat seit ihrem Höhenflug beim IPO wieder deutlich an Terrain verloren und notiert aktuell weit unter ihrem Ausgabepreis von 24 Dollar. Weitere Innovationen sind also dringend gefragt.
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