Österreichs Außenhandel im ersten Halbjahr gewachsen

Containerterminal
Einfuhren sowie Ausfuhren sind deutlich gestiegen. Auch die Wirtschaft der Euro-Zone wuchs stark.

Die steigenden Energiepreise schlagen sich auf den Außenhandel nieder. Im ersten Halbjahr 2022 stieg der Wert der Einfuhren laut vorläufigen Zahlen der Statistik Austria um 21,6 Prozent auf nominell 104,64 Mrd. Euro.

Höheres Defizit

Die Ausfuhren stiegen im selben Zeitraum um 19,1 Prozent auf nominell 95,85 Mrd. Euro. Dementsprechend erhöhte sich das Defizit der Handelsbilanz auf 8,79 Mrd. Euro, nach 5,56 Mrd. im Vorjahreszeitraum. Auch im Juni 2022 ist Österreichs Außenhandel gewachsen.

Mit Ausnahme der Schweiz (minus 1,6 Prozent) verzeichneten alle der zehn wichtigsten Importpartner Österreichs von Jänner bis Juni 2022 Zuwächse. Stark gestiegen sind laut Statistik Austria Importe aus der russischen Föderation (plus 173,2 Prozent auf 4,37 Mrd. Euro), wobei Gas das wichtigste Importgut war.

Starke Zuwächse verzeichnete importseitig ebenfalls der Handel mit Tschechien (plus 31,8 Prozent) und China (plus 27,5 Prozent). Auch exportseitig zeigten alle der zehn wichtigsten Handelspartner Österreichs im ersten Halbjahr 2022 Zuwächse, vor allem Ungarn (plus 40 Prozent), Italien (plus 25,6 Prozent) und Deutschland (plus 14,5 Prozent).

Mehr Importe aus Ukraine

Aus den EU-Mitgliedsstaaten importierte Österreich im ersten Halbjahr insgesamt Waren im Wert von 68,35 Mrd. Euro (plus 18,5 Prozent). Der Wert der in die EU-Länder exportieren Waren stieg ebenfalls um 20,2 Prozent auf 66,24 Mrd. Euro. Damit verringerte sich das Handelsbilanzdefizit mit der EU leicht auf 2,11 Mrd. Euro nach 2,59 Mrd. Euro im ersten Halbjahr des Vorjahres.

Anstiege verzeichneten ebenfalls Importe (plus 28 Prozent auf 36,29 Mrd. Euro) und Exporte (plus 16,7 Prozent auf 29,61 Mrd. Euro) aus, bzw. nach Drittstaaten. Daraus ergab sich im ersten Halbjahr dieses Jahres ein Handelsbilanzpassivum mit Drittstaaten von 6,68 Mrd. Euro.

Importe aus der Ukraine erhöhten sich in diesem Zeitraum um 12,4 Prozent auf 0,61 Mrd. Euro, mit Erzen und Metallabfällen weiterhin als wichtigste Importproduktgruppen. Die Exporte verzeichneten hingegen eine Abnahme um 27,2 Prozent auf 0,21 Mrd. Euro. Wichtigste Produktgruppe waren hier medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse.

Starkes Plus

Ein markantes Plus wiesen im ersten Halbjahr 2022 Importe aus der Russischen Föderation auf. Auch die Exporte haben geringfügig zugenommen (plus 0,6 Prozent auf 0,98 Mrd. Euro), wichtigste Produktgruppe waren hier ebenfalls medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse.

Auch im Juni dieses Jahres ist Österreichs Außenhandel weiter gewachsen. Gegenüber Juni 2021 erhöhte sich der Wert der Importe um 8,7 Prozent auf 17,18 Mrd. Euro, jener der Exporte um 17,6 Prozent auf 16,54 Mrd. Euro. "Eine wesentliche Rolle hat dabei der Anstieg des Importwerts bei Brennstoffen und Energie von plus 73,5 Prozent gespielt", erklärte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung am Mittwoch. Das Handelsbilanzdefizit belief sich damit in diesem Zeitraum auf 0,64 Mrd. Euro.

Importe aus den EU-Mitgliedsstaaten erhöhten sich im Juni 2022 um 12,2 Prozent auf 11,68 Mrd. Euro, Exporte um 15,1 Prozent auf 11,23 Mrd. Euro. Das entspricht einem Handelsbilanzdefizit mit der EU in diesem Zeitraum von 0,44 Mrd. Euro. Auch der Handel mit Drittstaaten ist im Juni diesen Jahres import- sowie exportseitig gestiegen. Importe erhöhten sich um zwei Prozent auf 5,51 Mrd. Euro, Exporte um 23,4 Prozent auf 5,31 Mrd. Euro. Das Handelsbilanzdefizit lag dementsprechend bei 0,20 Mrd. Euro.

Wichtige Produktgruppen

Maschinen und Fahrzeuge, bearbeitete Waren, chemische Erzeugnisse und sonstige Fertigwaren als bedeutendste Produktgruppen im österreichischen Außenhandel zeigten einen exportseitigen Zuwachs von 17,3 Prozent auf 13,91 Mrd. Euro. Den größten absoluten Zuwachs verzeichneten bearbeitete Waren (plus 25,5 Prozent bzw. plus 0,79 Mrd. Euro), gefolgt von Maschinen und Fahrzeugen (plus 12,7 Prozent, bzw. plus 0,66 Mrd. Euro).

Importseitig zeigten die vier bedeutendsten Produktgruppen zusammen einen Anstieg um 6,8 Prozent auf 13,16 Mrd. Euro. Den stärksten absoluten Importanstieg verzeichneten hier ebenfalls bearbeitete Waren (plus 17,5 Prozent, bzw. plus 0,45 Mrd. Euro). Weitaus stärker war jedoch der absolute Importanstieg von Brennstoffen und Energie (plus 73,5 Prozent, bzw. plus 0,71 Mrd. Euro).

Unterschiedliche Entwicklung

Die Wirtschaft der Eurozone hat sich im ersten Halbjahr besser entwickelt als bisher gedacht. Im zweiten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 19 Euroländer zum Vorquartal um 0,8 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg nach einer dritten Schätzung mitteilte. In der vorherigen Schätzung war nur ein Wachstum von 0,6 Prozent ermittelt worden. Für das erste Quartal wurde das Wachstum zudem von 0,5 auf 0,7 Prozent nach oben revidiert.

In den 27 EU-Ländern stieg das BIP im gleichen Zeitraum um 0,7 Prozent. Zudem stieg laut Eurostat die Beschäftigungsrate sowohl in der Eurozone als auch in der gesamten EU leicht um 0,4 Prozent im Vergleich zum vorausgehenden Quartal.

Die Wirtschaftsentwicklung in den einzelnen Ländern fällt jedoch sehr unterschiedlich aus. Während in der Eurozone die Niederlande mit 2,6 Prozent das mit Abstand stärkste Wachstum im zweiten Quartal aufweisen, sind die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen jeweils geschrumpft. Dies dürfte eine Folge der einst engen Wirtschaftsbeziehungen mit Russland sein, die im Zuge des Ukraine-Kriegs und westlicher Sanktionen zu einer Belastung geworden sind. Zudem leiden die baltischen Staaten unter einer besonders hohen Inflation.

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