Arbeitsminister Martin Kocher, der am Montag die Arbeitsmarktdaten für den April präsentierte, zeigt sich im KURIER-Gespräch dennoch optimistisch: "Wenn die jetzt im Mai kommenden Öffnungsschritte funktionieren, im Tourismus, in der Gastronomie, in der Kultur und im Veranstaltungsbereich, dann wird sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt substanziell entspannen. Die Arbeitsmarktkrise ist noch nicht vorbei, aber die Situation ist nicht mehr so dramatisch wie noch vor wenigen Monaten."
Ungelöst bleibt einstweilen das Fachkräfteproblem. Aktuell zeigt sich das etwa auf dem Lehrstellenmarkt. Es gibt – vor allem in technischen Berufen – mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende. In Wien herrscht zwar noch ein Mangel an offenen Lehrstellen, aber in den anderen acht Bundesländern ist es bereits umgekehrt – am markantesten im Industrieland Oberösterreich. Dort kann ein jugendlicher Lehrstellensuchender statistisch gesehen bereits aus zwei offenen Lehrstellen auswählen.
Die Bereitstellung der nötigen Qualifikationen bezeichnet Kocher denn auch als das mittel- und langfristig „größte Problem“ nach der Pandemie. Weiterhin hätten beispielsweise 44 Prozent aller Arbeitslosen lediglich einen Pflichtschulabschluss. Die Bundesregierung hat in diesem Bereich 700 Millionen Euro für längere Fachausbildungen bereit gestellt, nicht die "üblichen AMS-Kurse", wie Kocher versichert. Die Schwerpunkte dabei: Pflege/Gesundheit, Klima/Umwelt sowie Digitalisierung.
Insgesamt sind derzeit österreichweit 433.443 Personen auf Jobsuche. Davon sind 355.382 arbeitslos gemeldet und 78.061 in Schulungen. Im März gab es noch um rund 25.000 Arbeitslose mehr und um ca. 1.300 Schulungsteilnehmer weniger.
Wesentlich markanter fällt der Vorjahresvergleich aus, weil im April 2020 der erste Lockdown viel schärfer als zuletzt das wirtschaftliche Leben eingeschränkt hat.
So sind derzeit um 166.871 Personen weniger arbeitslos (-32 %) und parallel dazu laufen die Qualifizierungsprogramme auf Hochtouren. Daher sind jetzt 28.837 Personen (+58,6 %) mehr in Schulungen als im April 2020.
Aktuell liegt die Arbeitslosenquote bei 8,7 Prozent. In dieser Dimension (9,1 %) war sie zuletzt im April 2016, weil es nach ein paar Jahren mit schwacher Konjunktur im Gefolge der Finanzkrise zu gröberen Problemen auf dem Arbeitsmarkt gekommen war.
Für ein wirklich vollständiges Bild darf man aber die 250.000 bis 300.000 Menschen in Kurzarbeit nicht außer Acht lassen. Die massive Inanspruchnahme der Kurzarbeit hat es vor der Pandemie noch nie gegeben.
Die Reform der Kurzarbeit ist im Laufen, nach dem Juni soll es mit dem "schrittweisen Ausstieg" soweit sein, versichert der Minister. Danach will Kocher auch die Reform des Arbeitslosengeldes angehen.
Angedacht ist ein degressives Modell, also eine höhere Ersatzrate zu Beginn und eine schrittweisen Reduktion des Arbeitslosengeldes im Zeitablauf. Für Details sei es noch zu früh, sagt Kocher. "Zuerst muss die Arbeitsmarktkrise bewältigt sein."
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