Österreichs Wirtschaft fast im Gleichschritt mit Deutschland

Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Österreich und dem Haupthandelspartner Deutschland sind besonders eng. Dafür spricht nicht nur die gemeinsame Sprache, sondern naturgemäß auch die geografische Nähe. Diese traditionell enge Verflechtung wurde durch die Öffnung des Eisernen Vorhanges und den neuen Fokus der heimischen Industrie Richtung Osteuropa etwas geschmälert, dennoch ist Österreichs Wachstum und Wohlstand weiterhin sehr stark vom Wohlergehen des großen deutschen Nachbarn abhängig. Man denke nur an den Tourismus oder die Autoindustrie mit ihrer engen Anbindung an die heimischen Zulieferer.
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Hohe Industrieanteile
"Wenn Deutschland hustet, hat Österreich einen Schnupfen", ist ein viele Jahre geäußerter Satz heimischer Wirtschaftstreibender. Jetzt in der Flaute nach den zwei Boomjahren 2021 und 2022 zeigt sich auch, wie ähnlich beide Länder mit ihrem recht hohen Industrieanteil ticken. Im zweiten Quartal 2023 ist Österreichs Wirtschaft im Vorjahresvergleich um 0,3 Prozent geschrumpft, Deutschland steht mit minus 0,1 Prozent nur unwesentlich besser da. Die Arbeitslosigkeit steigt in beiden Ländern leicht: Im Nachbarland liegt sie bei 5,7 Prozent, in Österreich bei 5,9 Prozent.
Nahezu Gleichschritt auch bei der Inflation: In Österreich hält sie bei 7 Prozent, in Deutschland macht die Geldentwertung aktuell 6,5 Prozent aus – und dies trotz unterschiedlich zusammengesetzter Regierungen und ihrer Maßnahmen gegen die Inflation. Eine wirtschaftliche Grippe sieht anders aus.
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Über den Umweg der global aufgestellten deutschen Wirtschaft bekommt Österreich indirekt und deshalb abgefedert auch die Pendelbewegungen der Weltkonjunktur zu spüren – wie es also in den USA oder China läuft.
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr macht sich aktuell Sorgen, woher ab dem kommenden Jahr in Deutschland und damit auch in Österreich der ersehnte Aufschwung kommen soll. "Die Stimmungsindikatoren geben das noch nicht her", sagt der Ökonom mit Blick auf Deutschland.
Die aktuelle Wachstumsschwäche in beiden Ländern hat natürlich auch mit der zu hohen Inflation zu tun. Denn die massiv angestiegene Teuerung hat bei Unternehmen wie Verbrauchern zu einer hohen Unsicherheit, sprich Kauf- und Investitionszurückhaltung geführt.
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