Erstmals eine Frau im Konzernvorstand der ÖBB

Top-Managerin zieht in den Holding-Vorstand ein
Kommende Woche wird der Aufsichtsrat die Nachfolgerin von ÖBB-Finanzvorstand Schiefer bestellen. Die parteiunabhängige Top-Managerin war unbestritten Erstgereihte beim Hearing.

Lang genug hat’s gedauert. Erstmals in der Geschichte der Staatsbahn schafft es eine Frau ins Spitzenmanagement der ÖBB. Die Managerin folgt im Holding-Vorstand dem FPÖ-Mann Arnold Schiefer nach, der die Bahn auf eigenen Wunsch vorzeitig zur Jahresmitte verlässt.

Die Überraschung dürfte groß sein. Im Umfeld der ÖBB war zwar mit einer Frau gerechnet worden, der zuständigen grünen Klima-Ministerin Leonore Gewessler ist die Förderung von Frauen ein großes Anliegen. Allerdings kommt keine der internen Kandidatinnen aus den Teilkonzernen der ÖBB zum Zug.

Unter den zahlreichen Bewerberinnen und Bewerbern hat, wie man hört, die 42-jährige Manuela Waldner beim Hearing mit Abstand am besten abgeschnitten. Die Hearings fanden unter dem Präsidium des Konzern-Aufsichtsrates statt, dem Vorsitzende Andrea Reithmayer sowie ihre Vize angehören - Hagelversicherungs-Chef Kurt Weinberger, Herbert Kasser (Generalsekretär Klimaministerium) sowie ÖBB-Betriebsratschef und Vida-Boss Roman Hebenstreit. Unterstützt vom Personalberater Kienbaum.

Die Bestellung von Waldner ist fix und soll kommende Woche vom gesamten Holding-Aufsichtsrat abgesegnet werden.

Eisenbahn-Expertise

Nicht anzunehmen, dass es dabei noch zu Diskussionen kommen wird. Waldner gilt als Top-Managerin mit hoher Qualifikation für den Eisenbahnbereich. Politisch ist sie ein unbeschriebenes Blatt, was im Management der Staatsbahn in der Vergangenheit Seltenheitswert hatte. Doch die für die ÖBB zuständige Gewessler hat bis dato keine Parteigänger in Management-Jobs gepresst und bei ihren Personalbesetzungen fachlich auch nicht daneben gegriffen.

Waldner ist seit 2009 in der internationalen Beratergruppe Boston Consulting Group, wo sie 2019 als Managing Director und Partnerin in Wien in die Geschäftsführung aufstieg.
Bei Boston Consulting (BCG) ist sie eine der Themenführerinnen im Bereich der digitalen und grünen Transformation und Technologien sowie im Maschinen- und Mobilitätsbereich. Waldner hat Eisenbahn-Expertise, sie betreut seit Jahren europaweit Bahn-Unternehmen.

Dieses Know-how wird sie für die anstehende Transformation und Digitalisierung der ÖBB gut brauchen können.  Spannend wird, wie Waldner im Zweier-Vorstand mit dem SPÖ-nahen CEO und ÖBB-Urgestein Andreas Matthä zusammenarbeiten wird.

Waldner begann ihre Karriere nach dem Studium in Wien und Krakau bei KPMG, von wo sie nach drei Jahren zu Boston Consulting wechselte. Die Bahn ist mit 42.000 Mitarbeitern Österreichs größtes Staatsunternehmen.  Der Job war zuletzt mit 642.000 Euro inklusive Boni dotiert.

Der Vorstandsvertrag von Schiefer wäre erst 2024 ausgelaufen. Er ritterte aber nicht um seine Verlängerung, sondern zog es vor, in die Privatwirtschaft zu gehen. Der Oberösterreicher wird bei einem Unternehmen im Großraum Linz andocken.

Waldner war Ende 2022 mit einer großen Studie BCG-über die Klimaschutz-Ziele der hundert größten heimischen Unternehmen öffentlich aufgetreten. Sie kam zum Ergebnis, dass die Energiekrise die grüne Transformation der Unternehmen begünstigt, trotzdem gebe es beim Klimaschutz noch Luft nach oben. 

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