Novomatic spielt international groß auf
Der niederösterreichische Gaming-Technologiekonzern Novomatic treibt die Internationalisierung stark voran. Nicht nur in Europa, wo Novomatic längst Marktführer ist. Jetzt stehen die USA, Kanada und Lateinamerika im Fokus.
Nach zwei schwierigen Pandemie-Jahren ging es 2022 wieder aufwärts. Für 2023 erwartet Thomas Graf, Sohn von Konzerngründer Johann F. Graf, „ein starkes Wachstum, trotz der Teuerung“. Die Nachfrage sei derart stark, dass man trotz 14 Produktionsstandorten, einer davon in Gumpoldskirchen, kaum mit der Lieferung von Automaten und elektronischem Equipment für Casinos nachkomme.
Zudem setzt Novomatic stark auf die weitere Digitalisierung, die Plattform dafür ist die Tochter Greentube. Das Unternehmen ist mit 1.000 Mitarbeitern, der Großteil davon Software-Entwicklungsteams, bereits in 17 Ländern unterwegs. Das ehemalige Start-up entwickelt Content für Anbieter von Online-Glücksspielen und für Lotterien.
US-Onlinemarkt
In den USA geht der Online-Markt immer weiter auf. Greentube ist schon in New Jersey, Michigan und Connecticut zertifiziert und beliefert große Casinos-Gruppen. Das dürfte erst der Anfang sein. Graf rechnet mit einer weiteren Liberalisierung für Online-Casinos in New York, Kalifornien und Florida: „Das Potenzial in den USA ist wesentlich größer als in Europa, die Bundesstaaten suchen nach Einnahmequellen.“ In 30 Bundesstaaten seien außerdem Sportwetten erlaubt.
Ein weiterer „signifikanter Markt“ sei Kanada, wo nach dem staatlichen Monopol jetzt auch private Anbieter Lizenzen bekommen. Auf dem Radar steht auch Lateinamerika. In Brasilien gebe es Absichtserklärungen zur Öffnung des Glücksspielmarktes. Kolumbien, Peru und Chile regulieren derzeit ihre Märkte. Graf betonte, dass Novomatic ausschließlich in gesetzlich regulierten Märkten engagiert sei.
Spielfreudige Briten
In Europa setzt Novomatic stark auf Großbritannien. Die Gruppe ist seit 2000 in UK, beschäftigt 3.000 Mitarbeiter und ist Marktführer bei Casinos-Equipment. Unter der Marke „Admiral“ betreibt Novomatic zudem 250 Automaten-Casinos, Trend stark steigend. Für 2023 sind in Großbritannien weitere Übernahmen geplant, erklärt Landes-CEO Zane Mersich. Der Schwerpunkt liege aber auf organischem Wachstum.
Trotz Brexit geht in Großbritanniens Glücksspielindustrie die Post ab. „UK ist nicht nur einer der größten und fortschrittlichsten Glücksspielmärkte Europas, sondern auch einer der am strengsten regulierten Märkte weltweit“, betont Graf. Alle Anbieter müssen von der UK Gambling Commission lizenziert werden, die Behörde kontrolliere laufend, um Geldwäsche und illegales Glücksspiel zu verhindern.
Weltgrößte Messe
Auf der ICE in London, der weltweit größten Gaming-Messe, präsentierte sich Novomatic nach zweijähriger Corona-Pause wieder als größter Aussteller. Unter den 650 Anbietern finden sich alle großen internationalen Glücksspielunternehmen.
Der 1980 vom Selfmade-Industriellen Johann F. Graf gegründete Konzern ist einer der größten Gaming-Technologie-Anbieter. Novomatic hat 14 Produktionswerke, 28 Technologiezentren, 200 vollkonsolidierte Tochterunternehmen, exportiert in 100 Staaten und hat Standorte in 50 Ländern. Das Unternehmen setzt auf drei Geschäftsbereiche. Die Produktion von Automaten und Geräten als Zulieferer für Casinos, z. B. elektronisches Roulette. Mehr als 2.000 eigene Standorte für Casinos, Automaten und Sportwetten. Immer stärker wächst das Online-Geschäft über die Tochter Greentube. Im 1. Halbjahr 2022 investierte Novomatic 100 Mio. Euro, spielte 1,3 Mrd. Euro Umsatz sowie ein Betriebsergebnis von 123 Millionen ein.
Die internationale Expansion im Glücksspiel zieht Novomatic unter der Marke „Admiral“ durch, die in Österreich vor allem für Sportwetten steht. Ein Bereich, für den Graf ebenfalls große Wachstumschancen ortet.
Mittlerweile spielt Novomatic auch im Bezahlgeschäft mit und liefert Cash-Automaten für Casinos und Wettbüros. Der Zahlungsverkehr wird über Finanzdienstleister abgewickelt. Doch in Italien, einem der wichtigsten Märkte in der EU, hat Novomatic bereits eine Konzession für Zahlungsverkehr.
Heimmarkt
Im Gegensatz zu den Briten gibt es Österreich immer noch keine unabhängige Glücksspielbehörde, für die nächste Zeit ist wegen Differenzen zwischen ÖVP und Grünen auch nicht damit zu rechnen.
Graf betonte, dass die Konzernzentrale in Gumpoldskirchen aufrechterhalten werde. Ob Novomatic aber bei den Ausschreibungen um die Konzessionen für Casinos, Lotto und Online ins Rennen gehen werde, wollte er nicht kommentieren.
Österreich scheint in der gesamten Unternehmensgruppe von untergeordneter Bedeutung. Nicht einmal mehr fünf Prozent des Umsatzes werden hierzulande eingespielt. 3.000 von weltweit aktuell rund 22.000 Mitarbeitern sind in Österreich beschäftigt.
Der Besuch des KURIER auf der ICE in London erfolgte auf Einladung von Novomatic.
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