Niedrigzinsen: Heimische Sparer haben fünf Milliarden Euro verloren

Niedrigzinsen: Heimische Sparer haben fünf Milliarden Euro verloren
Die Niedrigzinsen bescherten den Bankkunden im Vorjahr etliche Milliarden Euro Vermögensverlust - nicht nur in Österreich.

In Österreich und anderen Ländern bescherten die Niedrigzinsen den Bankkunden in letzter Zeit Milliarden Euro an Vermögensverlust, geht aus einer Umfrage im Auftrag der Erste Group hervor.

"Weil sie sich beim Veranlagen zu sehr auf Sparbücher konzentrieren, haben Bankkunden in Österreich aufgrund der Inflation und der nahezu nicht existenten Sparzinsen allein im letzten Jahr den Gegenwert von fast 5 Milliarden Euro verloren - das entspricht einer Negativrendite von 1,6 Prozent", erklärt Peter Bosek, Privatkundenvorstand der Erste Group am Mittwoch in einer Presseaussendung.

In Tschechien, der Slowakei und Ungarn habe sich der vergleichbare "Verlust" für Sparer 2018 auf insgesamt rund 3 Mrd. Euro belaufen.

In Osteuropa wird mehr gespart

In Mittelosteuropa wird heuer mehr gespart als vor fünf Jahren. Das geht vor allem auf gestiegene Haushaltseinkommen, neue Jobs und einer stärker empfundenen Notwendigkeit, für Notfälle vorzusorgen, zurück. Oft bringt das wegen der Niedrigzinsen negative Renditen.

Die Sparmeister der CEE-Region waren auch 2019 wieder die Österreicher, die im Durchschnitt pro Monat 259 Euro zur Seite legten, gefolgt von den Slowaken (111 Euro) und den Tschechen (106 Euro), wie aus der von IMAS in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien und Rumänien durchgeführten Umfrage hervorgeht.

Den größten Anstieg hätten in den vergangenen Jahren Tschechen, Rumänen und Österreicher mit je plus 40 Prozent verzeichnet, so die Erste Group. Den geringsten Zuwachs hat es in Kroatien (monatliche Sparsumme 2019: 62 Euro) mit plus 5 Prozent und in Serbien (40 Euro) mit plus 14 Prozent gegeben.

Laut Eurostat-Daten für das Jahr 2018 geben die Menschen in CEE monatlich am meisten zur Abdeckung ihrer Grundbedürfnisse - Wohnen, Bekleidung, Lebensmittel und Verkehr - aus. Danach folgten an der vierten oder fünften Stelle das Sparen und Anlegen. In der gesamten Region legten die Sparer monatlich mehr Geld zur Seite, als sie für Freizeitvergnügen wie auswärts essen, Alkohol, Tabak oder Medien ausgaben, so die Erste Group.

Als Hauptmotiv fürs Sparen hätten die Befragten in der Erste-Group-Umfrage die Vorsorge für Notfälle angegeben. In der Slowakei waren es 98 Prozent. Die Ungarn (70 Prozent) nannten das Anlegen eines Notgroschens am wenigsten häufig als Begründung für das Sparen. Allerdings sei dieses Motiv im Lauf der vergangenen fünf Jahre schwächer geworden oder gleich geblieben. Das zweithäufigste Motiv, das Sparen für kleinere oder größere Anschaffungen habe an Bedeutung gewonnen. Langfristiges Sparen als Vorsorge für das Alter sei im CEE-Durchschnitt nur auf Rang vier gelegen.

Da Ersparnisse oft als Vorsorge für Notfälle gedacht sind, sei die Möglichkeit des raschen und uneingeschränkten Zugriffs auf das Geld wesentlich. "Dies erklärt auch, warum klassische Sparprodukte (Sparbücher, Sparkarten oder Sparkonten) in vier der sieben erfassten Länder nach wie vor die beliebtesten Sparformen sind", heißt es in der heutigen Mitteilung. Fast 80 Prozent der Österreicher hätten Sparbücher als ihr bevorzugtes Spar- oder Anlageprodukt genannt. Auch in der Slowakei hätten klassische Sparprodukte noch Beliebtheit gewonnen, in Tschechien seien sie zur zweitbeliebtesten Sparform geworden.

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