Nachhaltigkeitspflichten als große Herausforderung für Unternehmen

Nachhaltigkeitspflichten als große Herausforderung für Unternehmen
Konkreter Nutzen für das eigene Geschäft bleibt laut Studie schwer abschätzbar. Geplante Reform soll Entlastung bringen.

Nachhaltigkeitsthemen sind bei österreichischen Unternehmen mittlerweile weitgehend verankert. Das zeigt eine Umfrage der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY denkstatt, der Nachhaltigkeitsberatung von EY. Dafür wurden über 200 Mitarbeitende von österreichischen Unternehmen befragt. Mehr als die Hälfte der Betriebe setzt demnach umfassende Aktivitäten in allen ESG-Bereichen um und hat bereits einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt, lediglich acht Prozent haben bis jetzt nur minimale Nachhaltigkeitsaktivitäten ergriffen. "Damit ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Unternehmenspraxis angekommen und entwickelt sich zunehmend zu einem festen Bestandteil der strategischen Steuerung", sagt Peter Linzner, Partner EY denkstatt.

Die Umsetzung ist jedoch weiterhin mit großen Herausforderungen verbunden. Zwei Drittel der Unternehmen kämpfen bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts mit einer mangelnden Verfügbarkeit relevanter Daten. Hinzu kommt die hohe Komplexität der Standards, die von 60 Prozent als erhebliche Hürde empfunden wird. Mehr als die Hälfte sieht zudem Unsicherheit in der regulatorischen Ausgestaltung als Problem. Besonders stark wirkt sich auch der Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen aus, der bei vielen Betrieben die Erstellung der Berichte erheblich erschwert.

Als Gründe für das bisherige Fehlen eines Nachhaltigkeitsberichts geben Unternehmen an, dass die Anforderungen an die Berichterstattung nicht klar genug definiert sind und der konkrete Nutzen für das eigene Geschäft schwer abschätzbar bleibt (17 Prozent) sowie die Tatsache, dass Nachhaltigkeit zwar Teil der Unternehmenspraxis ist, bisher aber nicht in einem formellen Bericht dokumentiert wird (26 Prozent). Am häufigsten nennen die Unternehmen, die bisher noch keinen Nachhaltigkeitsbericht erstellt haben, jedoch das bislang fehlende gesetzliche Erfordernis (70 Prozent).

Grundsätzlich soll das geplante EU-Omnibuspaket, eine Ergänzung der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, mit Übergangsregelungen und Anpassungen die Unternehmen beim Einstieg in die neuen Berichtspflichten entlasten. "Der Entwurf des EU-Omnibuspakets sorgt zwar für Erleichterungen, aber die Einhaltung bleibt anspruchsvoll", sagt Linzner. 

Viele Unternehmen wollen die durch Fristverlängerungen gewonnene Zeit nutzen, um ESG-Kriterien konsequenter in Geschäftsprozesse und Entscheidungsstrukturen zu integrieren (57 Prozent) und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitskommunikation zu stärken (45 Prozent). Fast jedes dritte Unternehmen (29 Prozent) plant, den Fokus auf die Erarbeitung und Aktualisierung von Konzepten, während 27 Prozent ihre Nachhaltigkeitsstrategie und Maßnahmenplanung ausbauen wollen. „Das Omnibus-Paket verschafft den Unternehmen Luft, ändert aber nichts daran, dass die Berichterstattung professioneller und systematischer werden muss", so Mirjam Ernst, Director Sustainability Services bei EY denkstatt. 

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