Die Reisebüros sind verzweifelt. Sie sind eine von der Covid-19-Pandemie am stärksten betroffene Branche, fühlen sich aber von der Regierung im Regen stehen gelassen. Viele befürchten, die Krise wirtschaftlich nicht zu überleben.
„Die Situation ist absurd. Wir haben keine Produkte, keine Kunden, aber dürfen offen halten und bekommen deshalb keinen Umsatzersatz“, empört sich Gregor Kadanka, Fachverbandsobmann der Reisebüros in der Wirtschaftskammer und Chef von Mondial, einer mittelständischen Reisebüro-Gruppe plus Veranstalter.
In der Notmaßnahmenverordnung des Gesundheitsministeriums sind die Reisebüros nicht erwähnt. Die Betriebe dürfen daher offen halten. Die meisten sind allerdings laut Kadanka gesperrt oder nur wenige Stunden geöffnet. Seit dem März beklagen die rund 2500 Unternehmen mit etwa 10.000 Mitarbeitern einen Umsatzrückgang von 95 Prozent. „Der letzte Strohhalm war der Österreich-Urlaub. Der ist jetzt auch dahin. Was sollen wir verkaufen?“
Viele der Unternehmer würden nicht wieder aufsperren. „Es wird keine spektakulären Pleiten geben. Die Reisebüros sterben leise, sie verhungern im Winterschlaf“, sorgt sich Kadanka.
Er befürchtet, dass die Krise seine Branche noch lange lähmen wird. Das Geschäft wird im Vorhinein gemacht, jetzt müssten bereits 40 Prozent des Umsatzes für 2021 gebucht sein. „Seit April wird uns eine branchenspezifische Lösung versprochen, bis heute werden wir nur vertröstet“.
Die Unternehmen können jetzt laut Finanzministerium den Fixkostenzuschuss 2 beantragen. "Warten wir's ab", meint Kadanka. Der Zuschuss ist EU-bedingt derzeit mit 800.000 Euro je Firma gedeckelt, das sei zu wenig für mittelständische Unternehmen.
"Wer bringt die Kongressgäste?"
Die Regierung sei dabei, „das Rückgrat des österreichischen Tourismus zu zerstören. Hier wird eine Infrastruktur kaputtgemacht, die wir nach der Corona-Krise händeringend wieder brauchen“, warnt der Unternehmer. Ein Drittel ihrer Umsätze machen die heimischen Reisebüros mit Incoming, sie bringen Gäste nach Österreich.
„Wir rühmen uns, dass Wien so eine tolle Kongress-Stadt ist, aber gleichzeitig lassen wir die Infrastruktur verkommen“, kritisiert Kadanka. „Wer soll denn künftig die Kongressgäste bringen oder die Ski-Charter aus Großbritannien und den Niederlanden? 80 Prozent der Tiroler Gäste kommen aus dem Ausland“. Kadanka verweist auf das eigene Unternehmen. Die für Incoming aus China zuständige Mitarbeiterin habe im Jänner den letzten Umsatz gemacht.
Reisebüros seien zudem bei den Rückerstattungen an die Kunden besonders betroffen. Internationale Hotels und einige Airlines haben Anzahlungen kassiert, weigern sich aber, diese zurück zu überweisen. Kadanka: „Dafür muss das Reisebüro aufkommen. In Italien wurde sogar das nationale Gesetz geändert“. Hotels müssen kein Geld retournieren, sondern können Gutscheine ausgeben. „Eindeutig EU-rechtswidrig“, ärgert sich Kadanka.
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