Shop-Apotheke will rezeptpflichtige Medikamente nach Österreich liefern

A woman opens a box with biologically active additives. Ordering food additives via the Internet.
Der niederländischer Versandriese fordert eine rasche Aufhebung der gesetzlichen Schranken. Vorbild ist Deutschland.

In Österreich dürfen Versandhändler zwar Husten- und Schnupfenmittel verkaufen, nicht aber verschreibungspflichtige Medikamente wie Blutdrucksenker oder Diabetespräparate. Die niederländische Redcare Pharmacy, mit der „Shop-Apotheke“ klarer Marktführer im Online-Versand von rezeptfreien Medikamenten, möchte das ändern und fordert eine rasche Aufhebung des Versandhandelsverbotes in Österreich.

„Wir wollen in allen Ländern unsere vollwertige Apotheke anbieten können“, sagt Martina Egger, Österreich-Verantwortliche für die Shop-Apotheke, im Gespräch mit dem KURIER. Egger verweist auf andere EU-Länder, etwa Deutschland. Dort ist es seit dem Vorjahr möglich, das elektronische Rezept (E-Rezept) auf der Gesundheitskarte auch bei Online-Apotheken einzulösen und sich die Arzneimittel zustellen zu lassen. 

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Martina Egger, Österreich-Verantwortliche Shop-Apotheke

Technisch in etwa drei Monaten umsatzbar

Die technische Abwicklung ist über das Smartphone möglich. „Wir sind ein anerkannter Gesundheitsplayer in Deutschland“, sagt Egger. In Österreich gibt es das E-Rezept auf der eCard ebenfalls, die Einlösung aber ist stationären Apotheken vorbehalten. „Technisch gesehen wäre das in Österreich rasch umsetzbar, wir könnten eine solche Lösung in etwa drei Monaten anbieten“, erläutert Egger. Auch eine Abwicklung über den digitalen Ausweis ID Austria sei denkbar. 

In der Schweiz, in den Niederlanden und in den skandinavischen Ländern seien die Systeme längst etabliert, mit durchwegs guten Erfahrungen, wird betont. „Seit es das E-Rezept gibt, hat keine Apotheke deshalb schließen müssen.“ Die Apothekerkammer wehrt sich gegen eine weitere Liberalisierung. Nur stationäre Apotheken könnten individuelle Beratung bieten, Wechselwirkungen checken und Qualitätssicherung leisten. Außerdem gebe es Kontrollrisiken, und das Missbrauchspotenzial sei hoch.

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Redcare-Zentrale in den Niederlanden

Nur in Österreich zugelassene Produkte

Egger betont, dass Shop-Apotheke dieselben in Österreich zugelassenen Produkte wie stationäre Apotheken vertreibt, „jede Bestellung wird bei uns auf Wechselwirkungen von vorangegangenen Medikamenten gecheckt“. Der Bedarf sei angesichts des Spardrucks bei den Krankenkassen groß. „Früher oder später muss die Digitalisierung ganzheitlich verankert werden, da gehört das Thema Medikamentenversand ganz klar dazu“, argumentiert Egger. Sie verweist auf die Telemedizin oder mobile Pflege am Land, wo nicht immer gleich eine Apotheke in der Nähe sei. „Es wird Lösungen brauchen, um Menschen besser zu Hause versorgen zu können.“

Online-Rabatte möglich

Deutschland hat mit dem Online-Versand auch die Rezeptgebühr umgestellt. Stattdessen gibt es eine Zuzahlung von 5 bis 10 Euro pro Präparat, und Online-Apotheken bieten Boni auf diese Zuzahlung an. Nach nur einem Jahr werden etwa 2 Prozent aller Rezepte online eingelöst, davon 1 Prozent bei Shop-Apotheke. In Schweden liegt der Online-Anteil bei 10 Prozent.

Der Markt für verschreibungspflichtige Medikamente wird in Österreich auf 4,5 Mrd. Euro geschätzt und ist damit dreimal so groß wie jener der rezeptfreien. Den geplanten Einstieg der Drogeriekette dm in den Medikamentenversand sieht Egger gelassen. „dm ist ein Drogeriemarkt, der sich im Apothekenmarkt versucht. Wir machen seit über 20 Jahren Apotheke und wissen, wie schwierig das Geschäft ist.“ 

Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy liefert seit 2012 rezeptfreie Medikamente nach Österreich und ist mittlerweile klarer Platzhirsch. Bei den eCommerce-Umsätzen liegen die Niederländer mit einem geschätzten Umsatz von 250 Mio. Euro auf Rang 3 hinter Amazon und Zalando. Der Marktanteil liegt über 50 Prozent, größere Mitbewerber in Österreich sind etwa Vamida, Apotheke.at oder Beavit, die mit Gurkerl.at kooperieren.

Derzeit liefen die Geschäfte bei Shop-Apotheke sehr gut, so Egger. „Das vierte Quartal ist nicht zuletzt durch die Erkältungszeit unsere Hochsaison.“ . Bestseller sind vor allem Husten- und Schnupfenmittel, Antiallergika sowie schambehaftete Produkte.  Hier hätten Online-Apotheken einen „Diskretionsvorteil“. 

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