MAN-Zentrale drängt auf Lösung für Werk in Steyr
In den Verhandlungen rund um den MAN-Standort in Steyr tickt die Uhr, die Zentrale in München drückt offenbar aufs Tempo: Während die Belegschaft auf ein Angebot der zuletzt aufgetauchten Bietergruppe um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) hofft, heißt es aus dem Umfeld von MAN, dass es ausschließlich Verhandlungen mit dem Investor Siegfried Wolf gebe. Sollte es mit ihm nicht schnell zu einer Einigung kommen, sei die Schließung des Standorts die einzige Alternative.
Zuletzt schienen die Verhandlungen mit Wolf in der Zielgeraden, es fehlte offenbar nur mehr die Zustimmung der Belegschaft. Laut Arbeiter-Betriebsrat Erich Schwarz werde man nun hinter verschlossenen Türen Gespräche mit Wolf führen.
Medien hatten berichtet, dass es um das hohe Gehaltsniveau der Steyrer MAN-Beschäftigten gehe. Die Belegschaftsvertretung wiederum hadert offenbar auch mit Wolfs Russland-Verbindungen. MAN und Wolf seien vielen Forderungen der Arbeitnehmerseite entgegengekommen, aber der Betriebsrat am Standort Steyr gefährde mit der wiederholten Verzögerung eines Abschlusses eine Lösung, hieß es wiederum aus dem Umfeld von MAN.
Betriebsversammlung und Abstimmung
Für den 24. März wurde nun bei MAN Steyr eine Betriebsversammlung angesetzt, berichten die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) am Samstag. Dabei soll die Belegschaft über die Vorhaben von Wolf detailliert informiert werden. Dem Vernehmen nach werden Wolf und auch ein Vertreter des MAN-Vorstands die Perspektiven vorstellen. Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Schwarz und Angestelltenbetriebsratsvorsitzender Thomas Kutsam präsentieren ihre Einschätzung.
In einer Urabstimmung soll dann über die Annahme der Kaufpläne abgestimmt werden, so die Zeitung. Der genaue Abstimmungsmodus werde erst definiert. Das Votum solle offenbar schriftlich und mit einigen Tagen Abstand zur Betriebsversammlung erfolgen.
Ab 2023 sollen in Steyr Lkw für die russische GAZ (eine Tochter von Russian Machines) montiert werden. Allerdings aus jetziger Sicht mit einem Personalstand, der um rund 1.000 unter dem aktuellen liegt. Auch die Löhne würden deutlich reduziert, weil Wolf die von MAN gewährten Leistungszulagen nicht mehr zahlen würde. Für jene, die von Wolf nicht übernommen werden, liege ein Sozialplan auf dem Tisch, heißt es in den "OÖN".
Hoffnung auf besseres Angebot
Bei der Belegschaftsvertretung liebäugelt man offenbar eher mit einer Gruppe von oberösterreichischen Unternehmern unter der Federführung Eggers, in der auch der ehemaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun mitmischen sollen.
Diese möglichen Käufer seien laut Schwarz vor rund drei Wochen aufgetaucht, jetzt warte man auf ein zukunftsträchtiges Konzept. Genau dieses vermisst man auch bei MAN. Es würden daher auch keinerlei Gespräche mit kolportierten anderen Interessenten geführt, wurde betont. Dem Vernehmen nach plant die Gruppe, die von der Anwaltskanzlei Lansky/Ganzger beraten wird, ein "Green Mobility Center" mit Schwerpunkt E-Mobilität.
MAN plant im Rahmen eines konzernweiten Sparprogramms das Werk in Steyr 2023 zu schließen. 2.300 Mitarbeiter wären davon betroffen. Belegschaft und Politik pochen darauf, dass der Standort rentabel sei und dass es Standortsicherungsverträge gebe. Diese hätten den Bestand bis 2030 eigentlich garantieren sollen, dies wurde von MAN aber aufgekündigt. Seit die Sparpläne der Mutter bekannt geworden sind, wird um eine Lösung für Steyr gerungen.
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