Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida, gehört zu den Hardlinern. „Schon klar, dass ein Gewerkschafter die Interessen der Arbeitnehmer vertreten muss, aber er ist ein richtiger Scharfmacher“, stöhnt der Vorstand einer Airline. Im Auftreten freundlich, doch im Hintergrund „hetzt er die Betriebsräte auf und zündelt dauernd“. „Ein marxistischer Klassenkämpfer“, kochen bei einem anderen Luftfahrt-Manager die Emotionen hoch. Namentlich will sich kein Unternehmensvertreter zitieren lassen, lieber nicht offen mit Liebhart anlegen.
Flugausfälle zu Beginn der Osterferien
Häufig liegt Streik in der Luft, zuletzt vor zwei Wochen, als eine Betriebsversammlung der AUA in einen Warnstreik über ging. 44 Flüge auf der Kurzstrecke fielen aus.
Am Dienstag gab es neuerlich keine Einigung für die Bord-Mitarbeiter der AUA. Für den 28. März, pünktlich zu Beginn der gut gebuchten Osterreisezeit, wurde für neun Uhr früh eine außerordentliche Betriebsversammlung für die Flugbegleiter und Piloten angesetzt. Dann dürften freilich mehr Flüge gestrichen werden als zuletzt. Die AUA betont, ein faires Angebot auf den Tisch gelegt zu haben, das Vida und Betriebsrat bei der Betriebsversammlung besprechen wollen.
Passagier-Info
Es werde daher bedauerlicherweise zu Anpassungen im AUA Fugplan kommen. Betroffene Fluggäste, die bei der Buchung Telefonnummer oder E-Mail-Adresse angegeben haben, werden proaktiv über Fluganpassungen und Umbuchungen informiert. Darüber hinaus werden Fluggäste gebeten, den Flugstatus rechtzeitig auf der Website austrian.com zu überprüfen. Passagiere, die über ein (Online)-Reisebüro gebucht haben, mögen das Reisebüro kontaktieren. Die AUA entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten, erklärt dazu eine Unternehmenssprecherin. Man werde alle Anstrengungen unternehmen, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.
Liebhart war für den KURIER nicht erreichbar. Er präsentiert sich sonst zwar gerne in der Öffentlichkeit, glänzte aber bei den Verhandlungen für die Bordbelegschaft durch Abwesenheit.
Bei den anderen Gewerkschaften kommt sein Kurs nicht immer gut an. Die kaufmännisch-technischen Mitarbeiter der AUA, die zur GPA gehören, haben die Lohnrunde im Gegensatz zur Vida nicht aufgeschnürt.
Im Hauptberuf ist Liebhart Fluglotse bei der staatlichen Austro Control. Dort kam es zuletzt zu einem offenen Zwist zwischen den Gewerkschaften. Ausgerechnet als die ersten Urlauber in die Weihnachtsferien fliegen wollten, rief der Vida-Betriebsrat die Lotsen zur Betriebsversammlung auf. Obwohl die Lohnrunde bereits abgeschlossen war.
Hintergrund war ein Konflikt mit der GPF, der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten, die den Großteil der Mitarbeiter vertritt. Die rund 350 Lotsen, vor allem im Tower am Flughafen, gehören jedoch zur Vida. Diese verfolgt unter ÖBB-Betriebsratschef Roman Hebenstreit grundsätzlich eine härtere Gangart, erinnert sei an den 24-stündigen Warnstreik der Eisenbahner im Vorjahr. In Gewerkschaftskreisen wird spekuliert, Liebhart wolle Hebenstreit nachfolgen, sollte dieser ÖGB-Chef Wolfgang Katzian beerben. Wird allerdings noch dauern, denn Katzian will sich im Juni seiner Wiederwahl stellen.
Die Lotsen sind die Spitzenverdiener in der Flugsicherung. Liebhart gehört zwar nicht zum Adel der Lotsen im Alt-KV, wird aber inklusive Zulagen auf ein Vollzeit-Jahreseinkommen von rund 150.000 Euro geschätzt. Derzeit soll er in Teilzeit sein. Auch der neue KV bietet noch feine Privilegien. Wie etwa die Frühpension (Übergangsversorgung) ab 55, mit 75 Prozent des Letztgehaltes.
andrea.hodoschek@kurier.at
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