Kampf der internationalen Giganten um Österreichs Lotterien

Jetzt wird es ernst mit der Ausschreibung der Glücksspielkonzessionen. Das Finanzministerium arbeitet „intensiv“ am Entwurf für das neue Glücksspielgesetz, in dem auch die Ausschreibung für die Konzessionen geregelt wird, erklärt eine Sprecherin von SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer.
Die Lizenzen für sechs der zwölf heimischen Casinos und die Lotterien, an die derzeit noch die einzige Online-Konzession geknüpft ist, laufen 2027 aus. Da die Verfahren sehr komplex sind und mit Einsprüchen der unterlegenen Bieter sicher zu rechnen ist, ist jetzt Eile geboten.
Am lukrativsten sind die Lotterien. Das Ministerium will wieder nur eine Konzession ausschreiben, bereits jetzt herrscht Hochspannung in der Glücksspielbranche. Etliche internationale Player sind interessiert. Die Vergabe wird, das ist jetzt schon klar, zum Kampf der Giganten.
Brightstar Lottery geht ins Rennen
Der Konzern Brightstar Lottery, vormals IGT, will mit einem österreichischen Konsortium ins Rennen gehen. Brightstar ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Lotterietechnologie.

Brightstar-Vorstand Marco Tasso
„Brightstar prüft eine Teilnahme an der bevorstehenden Ausschreibung für die österreichische Lotterienkonzession. Zu diesem Zweck bauen wir gemeinsam mit hochrangigen österreichischen Partnern ein Konsortium auf. Wir freuen uns über diese Gelegenheit und sehen großes Potenzial in Österreich“, erklärt Brightstar-Vorstand Marco Tasso gegenüber dem KURIER.
Einer der heimischen Partner des stark auf Österreich ausgerichteten Konsortiums soll die Post werden. Man sei „seit Jahren verlässliche Vertriebspartnerin der Lotterien. Es ist bekannt, dass die Lotterielizenz neu ausgeschrieben wird. Dahin gehend bereiten wir uns auf verschiedene Möglichkeiten vor und prüfen unterschiedliche Optionen, die wir erst bei Vorliegen einer konkreten Ausschreibung final bewerten werden“, hält sich Post-Sprecher Michael Homola noch bedeckt.
Auch mit dem KURIER Medienhaus sollen Gespräche laufen, was derzeit allerdings nicht bestätigt wird. Brightstar notiert an der New York Stock Exchange, ist Haupttechnologieanbieter für acht der zehn größten Lotterien weltweit und nach Gesamteinsätzen von mehr als 30 Milliarden US-Dollar der größte Lotteriebetreiber.
Brightstar ist seit mehr als 40 Jahren im Lotto-Geschäft tätig, weltweit sind rund 460.000 Point-of-Sale-Geräte im Einsatz. Lotto ist längst nicht nur 6 aus 56, sondern ein High-Tech-Business geworden. Brightstar ist ein Gesamtanbieter, von der Technologie bis zum Betrieb von Lotterien. In Italien betreibt der Konzern das weltweit größte Zahlenlotto und kassiert 8,2 Milliarden Euro an Einsätzen.
Für den Einstieg in einen neuen Markt wie Österreich braucht es aber nationale Partner, daher das Konsortium.
Tschechen rüsten auf
Auf der anderen Seite steht der tschechische Gaming-Konzern Allwyn, Mehrheitseigentümer der Casinos Austria AG (Casag), des Mutterkonzerns der Lotterien, der einzigen Cashcow der teilstaatlichen Glücksspielgruppe. Die Gruppe, die zum Imperium des tschechischen Milliardärs Karel Komarek gehört, rüstet auf.

Karel Komarek mit Ehefrau in der Albertina
Allwyn hat einen Zusammenschluss mit dem griechischen Glücksspielunternehmen Opap angekündigt, das neue Unternehmen werde mit 16 Milliarden Euro bewertet, gaben beide Firmen zu Beginn dieser Woche bekannt. KKCG, die Investmentgruppe von Komarek, wird 85 Prozent der Stimmrechte halten, Allwyn besitzt bereits 52 Prozent an der Opap.
Komarek erklärte, durch diese Fusion entstehe das weltweit größte Lotterie-Unterhaltungsunternehmen, die zweitgrößte börsenotierte Glücksspielgruppe und eines der größten Unternehmen an der Athener Börse. Geplant ist ein Börsegang entweder in London oder New York.
Unbeliebt gemacht
Allwyn hält knapp 60 Prozent an der Casag, die Staatsholding ÖBAG 32 Prozent. Die Tschechen gewinnen durch ihr scharfes Auftreten in Österreich keinen Beliebtheits-Contest. Sie haben sich bei Kunden, den Trafikanten, den wichtigsten Vertriebspartnern fürs Lotto, der Politik und der ÖBAG ziemlich unbeliebt gemacht. Zuletzt wegen der Drohungen gegen die Steuererhöhungen. Casag-CEO Erwin van Lambaart bekommt jetzt als Verstärkung für den Fight um die Lizenzen Top-Manager Andreas Bierwirth zur Seite gestellt, verhinderter Erste-Chef und vormaliger CEO von Magenta Telekom.
Lotto als Cashcow, Casinos stagnieren
Das Geschäft mit 6 aus 45, Euromillionen und Rubbellosen spielt steigende Gewinne ein und brachte im Vorjahr ein Betriebsergebnis von 157 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis der zwölf Inlandscasinos schrumpfte hingegen um 24 auf 33,6 Millionen Euro. Das dürftige Auslandsgeschäft (CAI) wird gar nicht mehr veröffentlicht. Der Bilanzgewinn der Casag wird fast zur Gänze ausgeschüttet, 72,5 Millionen an Allwyn, 48,5 Millionen an die Staatsholding ÖBAG.
Das Interesse an den Casino-Standorten hält sich in Grenzen, nennenswerte Gewinne spielen nur Bregenz und Wien ein. Im Fokus stehen Lotto und die Online-Lizenzen, drei bis fünf sollen ausgeschrieben werden. Bewerben dürften sich u. a. Tipico (hat von Novomatic das Admiral-Geschäft übernommen), Lottoland und Aleatrust.
Sollten die Lizenzvergaben zeitlich zu knapp werden, will das Finanzministerium für den Notfall eine Verlängerung des Ist-Zustands um bis zu zwei Jahre ermöglichen.
Trafikanten
Die Trafikanten hatten ebenfalls überlegt, mit einem Konsortium anzutreten, es blieb aber bei der Idee. Die mehr als 4500 Trafikanten wollen aber die Ausschreibung bei der Konzessionesvergabe beeinflussen, erklärt Bundesgremial-Obmann Otmar Schwarzenbohler. Die Regierung müsse sich besinnen, dass hinter dem Glücksspielmonopol ursprünglich die Idee eines Erwerbs für Behinderte stand. Daher sollten die Provisionen bereits in der Ausschreibung fixiert werden, damit sie nicht wieder einseitig vom Lotterienbetreiber abgeändert werden könnten.
Der heimische Glücksspielkonzern Novomatic, zehn-Prozent-Eigentümer an den Lotterien, hat neuerlich bekräftigt, sich nicht um die Lizenzen zu bewerben.
Eines dürfte klar sein. „Die Casag wird nach den Lizenzvergaben nicht mehr so ausschauen wie vorher“, progostiziert ein außenstehender Glücksspiel-Experte.
andrea.hodoschek@kurier.at

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