Kahlschlag bei Lenzing: Hunderte Mitarbeiter zittern um ihre Jobs

46-217672846
Lenzing plant offenbar den Abbau von bis zu 500 Stellen, vor allem am Hauptstandort in Oberösterreich. Der Personalabbau soll in zwei Phasen erfolgen.

Zusammenfassung

  • Beim Faserhersteller Lenzing droht ein Abbau von bis zu 500 Stellen, davon 200 noch heuer und 300 durch Auslagerungen in den nächsten zwei Jahren.
  • Der Betriebsrat fordert Investitionen und Maßnahmen gegen weitere Auslagerungen, um Arbeitsplätze am Standort zu sichern.
  • Lenzing verfolgt ein Sparprogramm mit dem Ziel, bis 2025 über 180 Millionen Euro einzusparen, während sich die Textilmärkte nur langsam erholen.

Beim oberösterreichischen Faserhersteller Lenzing dürfte ein großer Personalabbau bevorstehen. Noch heuer sollen rund 200 Stellen gestrichen werden, weitere 300 Arbeitsplätze könnten in den nächsten zwei Jahren durch Auslagerung von Verwaltungstätigkeiten ins Ausland verloren gehen, berichten die Kronen Zeitung und die Oberösterreichischen Nachrichten. Eine Betriebsversammlung am Montag soll Klarheit bringen.

Lenzing spricht von Kostenoptimierung

Das Unternehmen selbst wollte gegenüber dem KURIER am Freitag die Berichte "weder bestätigen noch dementieren". In einer Anfragebeantwortung heißt es aber, dass "es wesentlicher weiterer Maßnahmen bedarf, um auf die ausbleibende Markterholung und den intensiven Wettbewerb in Asien zu reagieren". Dazu würden aktuell intensive Gespräche im Konzern laufen, mit dem Ziel, primär die Kostenstruktur weiter zu optimieren. 

Der weltweit agierende Konzern mit Hauptsitz in Lenzing beschäftigt rund 7.700 Mitarbeiter, davon etwa 3.000 am Hauptstandort. Nach Angaben des Betriebsrats könnten davon bis zu 500 Jobs wegfallen – ein schwerer Einschnitt für die Region.

Abbau in zwei Phasen

Der Personalabbau soll in zwei Phasen ablaufen: Zunächst sollen bis Jahresende 200 Stellen, überwiegend im Angestelltenbereich, gestrichen werden. In der zweiten Phase ist die Verlagerung von Verwaltungsaufgaben nach Tschechien und Indien vorgesehen, was weitere 300 Jobs kosten könnte.

Betriebsratsvorsitzender Stephan Gruber betont gegenüber der Krone, dass der Abbau "extrem weh tut" und man versuche, die Folgen mit einem Sozialplan abzufedern. Ob tatsächlich alle 500 Stellen betroffen sind, ist noch unklar. Die Verhandlungen könnten zu einer abgeschwächten Lösung führen. Laut OÖN wollen Arbeitnehmervertreter mit einer Resolution am Montag "noch etwas erreichen".

46-218943528

Zeitgleich fand am Montag eine Betriebsversammlung mit bis zu 1.000 Beschäftigten sowie Bürgermeistern aus der Region statt. Der Betriebsrat forderte Investitionen in den Standort und eine Verhinderung weiterer Auslagerungen, um Arbeitsplätze zu sichern.

Sparzwang als Dauerzustand

Der Sparzwang beim Faserhersteller ist nicht neu, sondern ein Dauerzustand. Um im globalen Wettbewerb  in der Textilbranche überleben zu können, verfolgt Lenzing  seit Jahren ein „Performance-Programm“ zur Effizienzsteigerung. Allein heuer sollen  die Kosten um mehr als 180 Millionen Euro gesenkt werden.

Zuständig für das  „Performance-Programm“ ist der ehemalige Semperit-Manager und Finanzexperte Mathias Breuer, der ab Jänner  2026 den bisherigen Finanzvorstand Nico Rainer ablöst. Dieser  verlängerte sein Vorstandsmandat nicht und scheidet mit Jahresende aus dem Unternehmen aus. An der Konzernspitze steht  der aus Nordindien stammende Manager Rohit Aggarwal.  Er trat  nach dem Einstieg des weltgrößten  Zellstoffproduzenten Suzano im Sommer 2024 die Nachfolge von Stephan Sielaff antrat. 

Die Hauptkostentreiber

Hauptkostentreiber bei Lenzing sind neben der Personalkosten vor allem die  Energiekosten –  diese sind laut eigenen Angaben um den Faktor drei bis fünf höher als etwa in den USA  – und natürlich  die Rohstoffkosten. So sind die Preise für Natronlauge zuletzt massiv angestiegen. Beim Holzpreis gab es zuletzt jedoch  eine fallende Tendenz.  Die Nachfrageschwäche an den Textilmärkten hat sich hingegen kaum verbessert.

IV-ÖO: Spezieller Fall

„Der Fall Lenzing ist speziell. Da kommen hausgemachte Standortprobleme und die schwache globale Textilkonjunktur zusammen“, sagt Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) zum KURIER. In der zyklischen Textilbranche gebe es ein permanentes Auf und Ab. Für die vom Stellenabbau betroffenen  Mitarbeiter sei  es in der  flauen Industriekonjunktur   schwer,   einen neuen Job zu finden. „Die Zeiten, als sich Fachkräfte die Jobs aussuchen konnten, sind vorbei“. 

Kommentare