Kahlschlag angekündigt: Lenzing mit Nettoverlust von 105 Mio. Euro
Zusammenfassung
- Lenzing AG verzeichnete in den ersten drei Quartalen einen Nettoverlust von 105 Mio. Euro und einen fast verdreifachten Vorsteuerverlust.
- Der Umsatz stieg leicht auf 1,97 Mrd. Euro, das EBITDA erhöhte sich um 29 Prozent auf rund 340 Mio. Euro, während das EBIT fast halbiert wurde.
- Das Unternehmen setzt ein Sparprogramm um, prüft einen möglichen Verkauf des Standorts Indonesien und plant Stellenabbau, insbesondere in Oberösterreich.
Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing hat in den ersten drei Quartalen des Jahres einen Nettoverlust von 105 Mio. Euro geschrieben, nach einem Minus von rund 111 Mio. Euro in der Vergleichsperiode 2024. Pro Aktie betrug der Verlust 4,38 Euro. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, stieg der Umsatz leicht um 0,7 Prozent auf 1,97 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) wurde fast halbiert auf 20,6 Mio. Euro.
"Diese Entwicklung spiegelt die Auswirkungen anhaltender Marktvolatilität sowie Zoll- und geopolitische Unsicherheiten wider", heißt es in der Aussendung. "Die mittel- bis langfristigen Perspektiven bleiben jedoch unverändert positiv."
In der Lenzing-Chefetage rechnet man für das ganze Geschäftsjahr 2025 weiter mit einem Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) über dem Vorjahresniveau. In den ersten neun Monaten stieg das EBITDA um gut 29 Prozent auf rund 340 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) betrug minus 98,7 Mio. Euro, nach 33,4 Mio. Euro ein Jahr zuvor - also fast eine Verdreifachung des Vorsteuerverlustes.
Standort in Indonesien könnte verkauft werden
Lenzing verweist in der Aussendung auf sein laufendes Sparprogramm. Die Maßnahmen "sollen bis Ende 2027 zusätzlich jährliche Einsparungen von rund 45 Mio. Euro nachhaltig realisieren". Heuer sollen 180 Mio. Euro eingespart werden. In dem Kontext überprüfe man auch die "strategischen Optionen" für den Unternehmensstandort in Indonesien, "einschließlich eines möglichen Verkaufs".
Ende September war bekannt geworden, dass der Faserhersteller auch am Standort in Oberösterreich 300 Jobs in der Verwaltung abbauen will - davon 250 noch bis Jahresende. In den folgenden zwei Jahren sollen dann nochmals 300 weitere Stellen wegfallen.
Die Wurzeln von Lenzing AG mit mittlerweile 7.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit reichen bis ins Jahr 1892 zurück, als der Industrielle Emil Hamburger in Lenzing in Oberösterreich begann, eine Papierfabrik zu betreiben. 1938 wurde die "Zellwolle Lenzing AG" gegründet und die Erzeugung von Zellstoff und Viskosefasern gestartet. Mit der Umbenennung in "Chemiefaser Lenzing AG" folgte man 1962 neuen Produktionsbedingungen.
1963 ging man dazu über, Chemikalien aus der Zellstofferzeugung zu recyceln. Lenzing-Modalfasern gibt es seit 1964. Mit dem Kauf der Lenzinger Zellstoff- und Papierfabrik hat das Unternehmen 1969 diversifiziert. 1984 kam dann die Namensänderung auf "Lenzing AG", zwei Jahre darauf wurde die Aktie an die Wiener Börse gebracht. Seitdem geriet das Unternehmen mehrmals in eine Schieflage, schaffte es jedoch immer wieder zurück in die Gewinnzone - nicht zuletzt wegen harten Sparprogrammen.
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