Kahlschlag bei Lenzing: Abbau von 600 Jobs beschlossen

Absperrband vor Lenzing-Logo
Nach der Aufsichtsratssitzung am Montag wurde bekannt: Bis Ende 2027 werden die Jobs abgebaut.

Zusammenfassung

  • Lenzing baut bis Ende 2027 insgesamt 600 Jobs ab, davon 300 in der Verwaltung bis Jahresende.
  • Das Unternehmen verlagert Stellen ins Ausland, prüft den Verkauf des Werks in Indonesien und plant Einsparungen von mindestens 25 Mio. Euro jährlich ab 2026.
  • Für 2025 werden Wertminderungen bis zu 100 Mio. Euro erwartet, während Investitionen von über 100 Mio. Euro bis 2027 an den Standorten Lenzing und Heiligenkreuz geplant sind.

Es ist nun beschlossene Sache: Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing in Oberösterreich will 300 Jobs in der Verwaltung abbauen - davon 250 noch bis Jahresende - sowie 300 weitere im Lauf der nächsten zwei Jahre. Das teilte das Unternehmen nach der Aufsichtsratssitzung am Montag mit. Man wolle "vor allem die administrativen Funktionen von Lenzing schlanker und effizienter gestalten" und erwarte sich ab 2026 jährliche Einsparungen in Höhe von mindestens 25 Mio. Euro.

Die Abbauwelle sei "nur eine Verlagerung"

Die zweite Abbauwelle sei "nur eine Verlagerung", hieß es seitens des Unternehmens. Man wolle die "internationale Präsenz in Asien und Nordamerika stärken". Diese Internationalisierung gehe eben mit dem Abbau von 300 Stellen am Standort Lenzing bis 2027 einher. Zudem sei eine strategische Überprüfung der Produktionsstätte in Indonesien eingeleitet worden, die möglichen Optionen reichen bis hin zu einem Verkauf dieses Produktionsstandorts.

Wertminderungsaufwendungen für langfristige Vermögenswerte

Dementsprechend rechne man für 2025 mit Wertminderungsaufwendungen für langfristige Vermögenswerte in Höhe von bis zu 100 Mio. Euro. Das werde sich negativ auf den konsolidierten Betriebsgewinn (EBIT) und den konsolidierten Jahresüberschuss auswirken, habe jedoch keine Auswirkungen auf das EBITDA, das heuer "über dem Vorjahreswert" liegen werde. Für 2027 strebe man ein EBITDA von rund 550 Mio. Euro an, "sofern sich das Marktumfeld nicht verändert und geopolitische Stabilität herrscht", hieß es in einer Aussendung.

Zudem sei ein Investitionspaket für die Standorte in Lenzing und Heiligenkreuz geschnürt worden, das bis Ende 2027 Investitionen von über 100 Mio. Euro vorsieht.

Aufwärtstrend trotz Verwerfungen durch die Zollpolitik der USA

Die Lenzing-Gruppe vermeldete zuletzt trotz der Verwerfungen durch die US-Zollpolitik einen leichten Aufwärtstrend. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr gegenüber der ersten Hälfte 2024 um 2,3 Prozent auf 1,34 Mrd. Euro. Unterm Strich stand ein Gewinn von 15,2 Mio. Euro, nach einem Verlust von 65,4 Mio. Euro im Vorjahreshalbjahr.

Lenzing verarbeitet Holz zu Zellstoff und stellt daraus Fasern für die Bereiche Mode, Handel, Industrie, Kosmetik und Hygiene her. Hauptaktionär der Lenzing AG ist die heimische Industrieholding B&C, die 37,25 Prozent hält. Die B&C-Gruppe wurde im Jahr 2000 von Bank Austria und Creditanstalt gegründet. 2024 gab die B&C ihre Mehrheit an Lenzing ab, der brasilianische Zellstoffkonzern Suzano übernahm einen 15-Prozent-Anteil. Suzano hat eine Kaufoption auf weitere 15 Prozent bis zum Jahr 2028. 6,97 Prozent gehören der US-Investmentbank Goldman Sachs, 40,78 Prozent der Lenzing-Aktien sind in Streubesitz. In den vergangenen zwölf Monaten ist der Lenzing-Aktienkurs um mehr als ein Viertel eingebrochen.

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