KTM gerettet: Motorradbauer kommt wieder in die Gänge

KTM-INSOLVENZ: BETRIEBSVERSAMMLUNG IM WERK IN MATTIGHOFEN
Im Zuge seiner Sanierung muss KTM bis Freitag 30 Prozent Barquote aufbringen, insgesamt 600 Millionen Euro. Die Finanzierung ist gesichert.
  • KTM hat eine Finanzierungszusage von 600 Millionen Euro erhalten, um die 30-prozentige Sanierungsplanquote zu erfüllen.
  • Die Finanzierung wird von den indischen Miteigentümern Bajaj bereitgestellt, die ein Darlehen bei Banken aufgenommen haben.
  • Nach der Sanierung wird erwartet, dass KTM die Produktion im August wieder aufnimmt und die Lieferanten weiterhin Geschäfte mit dem Unternehmen machen können.

Bei der Konzernmutter Pierer Mobility AG und ihrer insolventen Tochter KTM AG haben in der Nacht auf Dienstag die Sektkorken geknallt. Die Firmengruppe konnte in einer Ad-hoc-Mitteilung die erlösende Nachricht verbreiten, dass eine Finanzierungszusage zur Erfüllung der 30-prozentigen Sanierungsplanquote vorliege. Auch Sanierungsverwalter Peter Vogl bestätigte, dass eine solche Zusage zur Bezahlung der Quote vorhanden ist.

Deadline ist Freitag

Bis 23. Mai um Mitternacht müssen insgesamt rund 600 Millionen Euro  auf einem Konto des Insolvenzverwalters einlangen, ansonsten würde KTM in Konkurs schlittern. Diesen Betrag haben die indischen KTM-Miteigentümer Bajaj bei Banken aufgestellt. „Rein formal gesehen, muss das Geld bis am 23. Mai auf das Konto des Verwalters fließen, damit der Sanierungsplan bestätigt werden kann“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform.

Bei KTM sieht man Licht am Ende des Tunnels. „Die gesicherte Finanzierung ist ein starkes Signal für das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und unsere Marken“, erklärte Pierer-Mobility-Vorstandschef Gottfried Neumeister. „Vor allem aber ist sie ein bedeutender Meilenstein für die Stabilisierung und den strategischen Neustart der KTM AG – insbesondere für unsere MitarbeiterInnen, Kunden, Händler, Partner, Lieferanten und die gesamte KTM-Community."

Geld kommt von Miteigentümer Bajaj

Laut KSV 1870 haben insgesamt 3.850 Gläubiger im Insolvenzverfahren von KTM rund 2,2 Milliarden Euro Forderungen angemeldet, davon wurden rund zwei Milliarden Euro auch anerkannt. „Die Sanierungsplanquote wird nach rechtskräftiger Bestätigung des Sanierungsplans durch das Insolvenzgericht voraussichtlich in der zweiten Juni-Hälfte an die Gläubiger überwiesen werden“, so Creditreform.

Nach Angaben von Bajaj wurde über ihre Europa-Tochter ein 566 Millionen Dollar schweres besichertes Darlehen bei den Banken JP Morgan Chase, DBS und Citigroup aufgenommen. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg soll das Darlehen nur eine Laufzeit von einem Jahr haben. Die  Finanzierungsverträge mit den Banken sollen in trockenen Tüchern sein. Seit dem KTM-Insolvenzantrag im November 2024 haben die Inder dem Motorradbauer bereits 200 Millionen Euro zugeschossen, um KTM am zu Leben erhalten. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Inder  nicht altruistisch handeln, sondern am Ende auch die Mehrheit an KTM bzw. Pierer Mobility übernehmen wollen.

Derzeit gehört die KTM AG zu 100 Prozent der Pierer Mobility AG, die wiederum zu 74,18 Prozent im Eigentum der Pierer Bajaj AG  steht. An der Pierer Bajaj sind Stefan Pierers Pierer Industrie AG zu 50,1 Prozent und die Bajaj Auto International Holdings B.V. in den Niederlanden zu 49,9 Prozent beteiligt.

Der indische KTM-Miteigentümer

Die börsennotierte Bajaj Auto Limited ist ein Big Player. Sie wurde 1945 gegründet und begann mit dem Import von Motorrädern. Seit 1959 werden in Indien Motorräder produziert. Heute ist Bajaj nicht nur einer der größten Fahrzeughersteller in Indien, sondern der viertgrößte Zwei- und Dreiradbauer weltweit. Das Unternehmen gehört zu 50,02 Prozent der Familie Bajaj, 23,87 Prozent halten institutionelle Anleger und der Rest entfällt auf den Streubesitz. Seit 2007 sind die Inder an Pierer Mobility beteiligt. Die leichten KTM- und Husqvarna-Motorräder mit 125 bis 390  Hubraum werden längst in Indien produziert. Ob künftig noch mehr Bikes in Indien produziert werden, ist unklar.

Neue Hoffnung für Lieferanten

Derzeit steht die Produktion in Mattighofen still, weil Bauteile fehlen. Im August soll der Betrieb wieder aufgenommen werden.  In der Zwischenzeit wird der hohe Lagerbestand an Motorrädern abverkauft. „Nach diesem Schuldenschnitt geht es jetzt darum, KTM zukunftsfit zu machen“, sagt Weinhofer. „Auch für die 1.200 Lieferanten ist es ein neuer Hoffnungsschimmer, dass sie weiterhin mit KTM Geschäfte machen können.“

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