Jeden Tag rutschen in Österreich schon 19 Firmen in die Pleite
Laut Hochrechnung des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 mussten heuer in Österreich 6.857 Unternehmen (plus 4,1 Prozent) Insolvenz anmelden. Das sind 19 Pleiten an jedem Tag. Trotz dieses Anstiegs sind die Passiva im Vergleich zum Vorjahr um 55,8 Prozent auf circa 8,38 Mrd. Euro gesunken. Ausschlaggebend dafür ist die 2025 deutlich niedrigere Anzahl an Insolvenzen mit Passiva von mehr als 200 Millionen Euro. Die größte Pleite des Jahres betrifft jene der Signa Prime Capital Invest GmbH (Passiva: 870 Mio. Euro). Neben dem Bau erwiesen sich Handel und Gastronomie/Beherbergung als Insolvenztreiber.
Darüber hinaus ist gegenüber dem Vorjahr die Zahl der betroffenen Mitarbeiter (21.400) um 27,7 Prozent gesunken. Einen Anstieg gibt es aufseiten der betroffenen Gläubiger (54.400) mit einem Plus von 8,2 Prozent.
Gleichzeitig ist die Zahl der mangels Kostendeckung nicht eröffneten Fälle im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent auf über 2.600 Fälle angewachsen. Derartige Fälle machen bereits 38 Prozent aller Firmenpleiten aus und erhöhen den volkswirtschaftlichen Schaden beträchtlich.
„Das Insolvenzaufkommen ist im historischen Vergleich unverändert hoch und eine Abflachung der Kurve steht unmittelbar nicht bevor. Angesichts dessen, dass in den vergangenen zwölf Monaten zahlreiche staatliche Förderungen beendet wurden und es zuletzt eine hohe Zahl an Neugründungen gab, ist das derzeitige Insolvenzniveau nicht völlig ausgeufert“, sagt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. „Die Geschäftslage stagniert, der freie Fall ist jetzt einmal gestoppt“, interpretiert KSV-Chef Ricardo-José Vybiral den wirtschaftlichen Hintergrund der Statistik. Zudem sei die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Unternehmen gestiegen. Für nächstes Jahr prognostiziert der KSV1870 ein ähnliches Insolvenzaufkommen, sofern sich an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht gravierend etwas ändert.
Schwarze Stunde
Als „schwarze Stunde für die österreichische Wirtschaft“ bezeichnete Götze das gestern im Nationalrat beschlossene Betrugsbekämpfungsgesetz. Damit würde der Staat als Gläubiger bevorzugt. Die Befürchtung beim KSV: Die öffentliche Hand habe kein so großes Interesse mehr, frühzeitig Gläubigeranträge auf Insolvenz zu stellen. In Folge würden Firmen länger als „Zombieunternehmen“ weiter bestehen, Insolvenzen verschleppt und Gläubiger öfter leer ausgehen.
Bei den Privatkonkursen wurden 8.840 Verfahren (plus 0,2 Prozent) eröffnet. Die durchschnittliche Schuldenhöhe stieg um 20.000 Euro auf 133.000 Euro. Der KSV geht für nächstes Jahr von einer Fortsetzung der Entwicklung aus, abhängig vor allem von der Entwicklung der Arbeitslosigkeit.
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