Immer mehr faule Kredite in Europa

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Österreich liegt, hinter Deutschland, bereits an zweiter Stelle. Zum Problem werden vor allem Gewerbeimmobilien.

Die stark gestiegene Anzahl an Unternehmensinsolvenzen sowie die massiven Wertverluste und steigende Kreditausfälle im gewerblichen Immobiliensektor: Das alles sorgte dafür, dass die Zahl der Kreditausfälle in Deutschland im Vorjahr gegenüber 2023 um rund ein Viertel zugelegt hat. Nur unwesentlich besser steht Österreich auf Rang 2 in Europa mit knapp 20 Prozent Zuwachs dar (siehe Grafik). Das zeigt eine Analyse des Beratungsunternehmens BearingPoint.

Die Gründe hierzulande sind ident mit jenen im Nachbarland. Hinzu kommt, dass die Entwicklungen jenseits der Grenze sich auch auf Österreich auswirken. Und nicht zuletzt haben spektakuläre Immo-Pleiten wie jene von René Benko die Quote nach oben getrieben. „Es muss sich niemand Sorgen machen, es gibt keinen Grund zur Panik“, sagt Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank in der Wirtschaftskammer, zum KURIER. „Unsere Kredite sind gut besichert und gerade bei Wohnkrediten zählen wir zu den Besten in Europa.“ Zudem hätten die Banken seit 2018 sehr viel Eigenkapital aufgebaut.

Kreditrisiken und die Folgen

„Die Banken haben insgesamt durch die Rekordgewinne der letzten beiden Jahre genügend Kapital, um diese Verluste zu verdauen“, bestätigt Boris Gröhndahl, Sprecher der Finanzmarktaufsicht (FMA). Zudem seien die Zahlen Anfang der 2010er-Jahre noch weitaus alarmierender gewesen. Allerdings hätten sich die überfälligen Gewerbeimmobilien-Kredite binnen eines Jahres auf 5,5 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Notverkäufe könnten den Immobilienmarkt zusätzlich belasten und dadurch weitere Kreditausfälle beschleunigen.

Risiken minimieren

Insgesamt sind laut FMA bei 51 von 458 Banken im Land, vor allem kleineren Instituten, mehr als fünf Prozent der Kredite notleidend. Speziell für diese hat die FMA, wie berichtet, Maßnahmen ergriffen, um die Risiken zu begrenzen. Ein Kredit gilt dann als notleidend, wenn die Wahrscheinlichkeit als gering eingeschätzt wird, dass der Kreditnehmer das Geld vollständig zurückzahlt.

Rudorfer weist zudem darauf hin, dass die Steigerung der Ausfallquote zwar in absoluten Zahlen von 2,6 Prozent auf aktuell 3,0 Prozent über alle Banken hinweg (BearingPoint hat nur 20 heimische Banken herangezogen) gestiegen ist. Damit liege sie aber noch immer unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre von 3,4 Prozent. Führend bei den Ausfällen sind Banken aus Griechenland, gefolgt von Spanien, Italien und Portugal.

Vorsorgen bilden

Die Risikovorsorgen legten europaweit um 1,7 Prozent zu. In Österreich gab es hingegen einen Rückgang von 8,5 Prozent. In der Schweiz und in Skandinavien waren es sogar um rund 55 Prozent weniger Vorsorgen. „Die Institute reagieren zunehmend differenziert und vorausschauend, ein Zeichen für die Reife und Wirksamkeit ihrer Risikosteuerung und des Risikomanagements“, heißt es dazu als Begründung seitens BearingPoint. 

Hauptursache für die Reduktion der Risikovorsorge in der Schweiz ist laut Studie die expansive Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank. Dadurch sinke die Zinslast der Kreditnehmer und es komme zu einer Reduzierung von Ausfällen, weswegen Banken weniger Risikovorsorge vornehmen müssten.

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