Klimaneutral bis 2040? Wie sehr die Umsetzung in allen Sektoren hapert
Erst vor wenigen Wochen hat die EU-Kommission das zentrale Ziel für die neue Legislaturperiode präsentiert: „Fit for 55“, so heißt der leicht irreführende Slogan, der kein Fitnessprogramm für die ältere Generation meint, sondern eine Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes bis 2030 um 55 (!) Prozent meint.
Die Aufgabe könnte kaum gewaltiger sein, wenn man bedenkt, dass Österreich durchaus als grünes Land gelten kann – dennoch haben zwei Drittel unserer Energieträger einen fossilen Ursprung. Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des inzwischen 17. Salzburg Europe Summit zeigte sich, dass nicht nur die Ziele weit, sondern auch die Wege dorthin kaum erkennbar sind.
Klima-Staatssekretär Magnus Brunner etwa erwähnte anfangs, dass die für die Transformation unserer Volkswirtschaften benötigten Technologien zur „Dekarbonisierung“ noch unausgereift seien – Stichwort Wasserstoff – wir also noch viel mehr auf Innovation setzen müssten.
Unfairer Wettbewerb
Michaela Huber, Vorstandsmitglied beim ÖBB-Personenverkehr, ärgerte sich über die Probleme der Nachtzüge, die ja den klimaschädlichen Kurzstreckenflüge Konkurrenz machen sollten. Die (grüne) Energie der Bahn sei besteuert und auch die Tickets, bei den Flugzeugen sei das nicht der Fall. Zudem hätten die Nachtzüge das Problem, im morgendlichen Pendlerverkehr der Zielorte (neu sind hier Amsterdam und Brüssel) keinen „Slots“ zu bekommen – und daher erst am späten Vormittag ankommen. (Und sie seien auch deutlich teurer gegenüber den Flugtickets, warf ein weiterer Diskussionsteilnehmer ein.)
Und beim Gütertransport, erklärte Huber weiter, würde der Zugverkehr noch immer darunter leiden, dass vor allem in Osteuropa, bei jedem Grenzübertritt neue technische Anforderungen bestehen, und sehr oft die Loks getauscht werden müssen. Probleme, die klimaschädliche Lkw nicht hätten.
Überlange Verfahren
Nicht viel besser sehe es aufseiten der Energieaufbringung aus: Harald Stindl, Leiter des Gasnetzbetreibers Gas Connect, warnte davor, die Gasnetze demnächst abzudrehen, solange nicht geklärt sei, welche alternative Energieaufbringung dann die Häuser heize. Seine Hoffnung liege darin, jedes Jahr mehr grünen Wasserstoff in die Gasnetze einzuspeisen.
Und Gerhard Gamperl von der Verbund AG wies einmal mehr auf den Umstand, dass große Energieinfrastrukturprojekte nach wie vor Probleme mit überlangen Bewilligungsverfahren hätten.
Fazit: Das klingt nicht danach, dass Politik und Wirtschaft sehr siegessicher wirken, wenn es um Klimaziele geht. Weder das Ziel für 2030, nur noch Strom aus erneuerbaren Quellen, scheint in etwas mehr als acht Jahren umsetzbar (siehe Artikel oben), noch das größere Ziel, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen.
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