Kika/Leiner-Pleite: Standortgarantie für die nächsten drei Jahre

Das Schild der Zentrale von Leiner und Kika an einem Gebäude.
Neo-Eigentümer Hermann Wieser muss rund 26 Millionen Euro für die Quote aufbringen.

In den vergangenen Tagen wurden noch die letzten Hürden aus dem Weg geräumt, am Montagvormittag haben dann die 500 Gläubiger mit nur vier Gegenstimmen für den angebotenen Sanierungsplan der Leiner & kika Möbelhandels GmbH gestimmt. Somit können 1.770 der 3.300 Arbeitsplätze sowie 17 der 40 Standorte erhalten werden.

Laut Gerhard Weinhofer von der Creditreform beträgt die Quote 20 Prozent plus einer Sonderquote von 14 Prozent. Letztere wird von der ehemaligen Kika/Leiner-Eigentümerin Signa mit 20 Millionen Euro finanziert. Dabei hatte im Vorfeld der Abstimmung die Finanzprokuratur, die Anwaltskanzlei der Republik Österreich, ihre Bedenken gegen den angebotenen Sanierungsplan lanciert.

Langfristiges Fortbetriebskonzept

„Es war ein zähes Ringen, weil wir der Großgläubigerin Republik Österreich, die sich in der Vergangenheit von Kika/Leiner schlecht behandelte fühlte, von der Strukturierung und von den Ratenzahlungen überzeugen mussten“, sagt Firmenanwalt Bernhard Astner (Kanzlei HBA) zum KURIER. „Die Republik hat schon hohe Kosten – mit rund 49 Millionen Euro Forderungen für das Finanzamt und mit deutlich über 50 Millionen Euro für den Insolvenzentgeltfonds. Die wollten viele Dinge sehr genau wissen, das ist verständlich.“

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Die Republik hatte klare Forderungen. „Wesentliche Dinge, welche die Finanzprokuratur abgesichert haben wollte, waren ein langfristiges Fortbetriebskonzept und eine Standortgarantie für die nächsten drei Jahre“, schildert Anwalt Astner. „Wir haben einen Standortsicherungsvertrag für die Arbeitsplätze und die 17 Standorte vereinbart, eine Standortsicherung hatten wir aber ohnehin vor.“ Nachsatz: „Kika/Leiner soll ein starkes österreichisches und vom Eigentümer geführtes Unternehmen bleiben und nicht in den nächsten Jahren zerfleddert werden.“ Sollte aber eine Filiale nachhaltig Verluste schreiben, so eine Ausnahme, dann kann sie schon zugesperrt werden.

Zustimmung für kika/Leiner-Sanierung

130 Millionen Euro

Da insgesamt etwa 130 Millionen Euro an Forderungen zusammenkommen, muss Kika-Leiner-Eigentümer Hermann Wieser rund 26 Millionen Euro (in drei Raten) innerhalb von zwei Jahren für die Quote aufbringen.

Um den Gläubigern weiter entgegenzukommen, wurde die Barquote, sprich die erste Quote nach Rechtskraft des Sanierungsplans, von fünf auf zehn Prozent erhöht. Da Wieser ein rund 30 Millionen Euro schweres Darlehen vom Vermieter Supernova erhalten hat, ist die Barquote bereits beim Insolvenzverwalter hinterlegt.

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Fortbetrieb läuft

Ansonsten laufen die Geschäfte. „Der Fortbetrieb verläuft über die Insolvenzperiode ausgezeichnet, jetzt muss der Betrieb aber wieder in die Gänge kommen und die Werbung muss wieder hinausgehen“, sagt Anwalt Astner. „Das Wesentliche ist, dass die Kunden wieder gern zu Kika/Leiner gehen. Das Stigma der Pleite muss man so schnell wie möglich abschütteln und man muss mit neuen, frischen Konzepten und einer ökonomisch stabilen Basis auf den Markt gehen.“ Nachsatz: „Das werden die ganz bestimmt hinkriegen. “

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