Verbund-Chef Strugl: "Wohlstand muss man immer erarbeiten"

Verbund-Chef Strugl: "Wohlstand muss man immer erarbeiten"
Verbund Vorstandsvorsitzender Michael Strugl über Management, Nächstenliebe und warum für ihn im Fußball LASK gegen Austria schwierig ist.

KURIER: Das beste Verbund-Ergebnis aller Zeiten – darf man dazu in Anbetracht der Umstände gratulieren?

Michael Strugl: Ich glaube, es ist auch eine Anerkennung für unsere Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass dieses Land sicher mit sauberem Strom versorgt wird. Dass die Marktentwicklungen dazu führen, dass unsere Ergebnisse so sind und die Gewinne hoch, ist richtig.

Sie führen einen besonderen Konzern: kritische Infrastruktur, Staatsnähe, essenzielle Versorgung. Wie schwierig ist das Managen?

Es ist ein Spannungsfeld. Der Kapitalmarkt auf der einen Seite, der öffentliche Eigentümer auf der anderen. Das ist nicht immer einfach.

Da ist viel Gegenwind. Wie fühlt es sich an, wenn man sein Geschäft macht und der Buhmann ist, weil unerwartete Riesengewinne da sind?

Immer angenehm ist das nicht. Aber man weiß ja, wenn man die Aufgabe übernimmt, dass das keine Wellness-Veranstaltung ist. Natürlich konnte niemand wissen, was für Verwerfungen so ein Krieg für uns alle bringt.

Im Nachhinein wirken die Verwerfungen fast logisch.

Also ich kenne niemanden, der das so wusste. Wir haben zudem die Aufgabe, die größte Transformation, die der Energiesektor je gesehen hat, hinzukriegen. Und zwar bei laufendem Motor, weil man kann ja kein Schild raushängen: Wegen Umbau geschlossen.

Auch neu ist die Gewinnabschöpfung: Sie liefern bis zu 1,5 Milliarden an den Bund. Haben Sie Verständnis dafür?

Ich verstehe, dass man etwas tun muss, um die Menschen und die Wirtschaft zu entlasten. Ob das so der beste Weg ist, sei mal dahingestellt.

In ihrer Vita gibt es eine große Kirchenkomponente. Wie viel Nächstenliebe kann sich ein Manager leisten?

Das eine schließt das andere nicht aus. Zum einen müssen wir ein Unternehmen führen mit Ergebnisverantwortung. Zum anderen: Die hohen Gewinne werden abgeschöpft und wieder an die Menschen zurückgegeben. Die Dividende geht zu 80 Prozent an öffentliche Eigentümer.

Die Steuern, die wir zahlen, kommen dem Staatsbudget zugute. Heißt: Wenn dieses Unternehmen hohe Gewinne macht, dann gibt es auch viel Geld an die öffentliche Hand. Und: Jeder einzelne Euro, der überbleibt, wird investiert. So einfach ist das.

Verbund-Chef Strugl: "Wohlstand muss man immer erarbeiten"

Interview mit Verbund-CEO Michael Strugl

Sie sagen, dass Österreich beim Ausbau der Erneuerbaren zu langsam ist. Zweifeln oder verzweifeln Sie manchmal an der Politik?

Ja, es geht mir viel zu langsam. Umgekehrt: Es ist auch vernünftig, wenn Unternehmen, Regierung und Politik intensiv miteinander reden, um dann gemeinsame Lösungen zu finden.

Sie waren selbst viele Jahre Politiker. Wo war es leichter?

Man kann das nicht vergleichen. Ich möchte die Politik nicht missen. Ich wollte aber auch nicht mehr Leben lang Politiker sein.

Apropos Politik und Unternehmen: Warum wird der Staat landläufig als schlechter Unternehmer gesehen?

Schauen Sie, ich komme aus Oberösterreich. Wir waren einst eine Krisenregion. Am Höhepunkt der Verstaatlichten-Krise hat das Milliarden gekostet und Tausende Arbeitsplätze.

Da haben wir unmittelbar erfahren, warum es nicht immer gut ist, wenn der Staat ein Unternehmer ist. Man muss aber differenzieren: Der Staat kann Interesse an einzelnen Teilen der Wirtschaft haben, etwa, wenn es um Daseinsvorsorge geht.

Zurück zum Rekordjahr: Warum zeigt sich das nicht am Aktienkurs und der Dividendenrendite?

(Strugl schaut auf seinem Tablet auf die Kursentwicklung)

Es gibt gute Gründe dafür. Aber sehen wir uns doch die langfristige Perspektive an. Ich bin 2019 eingetreten, der Schlusskurs damals: 37,24 Euro. Jetzt ist er bei 73. Also langfristig hat sich die Aktie gut entwickelt. Kurzfristig gibt es natürlich Schwankungen. Der Strompreis und Diskussionen über Markteingriffe sind Unsicherheiten, da halten sich Investoren zurück.

Stichwort Arbeitskräfte: Heute haben wir eine junge Generation, die angeblich mehr leben als arbeiten möchte.

Eines ist klar: Wir werden uns immer den Wohlstand erarbeiten müssen. Das kommt nicht von selbst und ohne Leistung wird es auch in Zukunft nicht gehen. Was ich aber zudem feststelle: Die Jungen sind stark vom Sinn ihres Tuns getrieben. Wenn wir gute Leute haben wollen, dann müssen wir diesen Sinn im Unternehmen auch viel stärker bieten.

Letzte Frage: LASK gegen Austria Wien. Wie gehen Sie damit um?

Ich gehe hin (lacht). Wenn man Herzblut für einen Verein hat, dann hat man das ein Leben lang, egal wo man ist. Es ist also schwierig für mich.

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