Große Fußstapfen, größere Pläne: Das ist die nächste Hillinger-Generation

Sie fliegt durch den Weinkeller, springt aus dem Rotweintank, posiert im Traktorreifen und stiehlt Einkäufern ihren eigens kreierten „kriminell guten Wein“ aus der Tasche bis die Handschellen klicken. „Servus, I bin a a Hillinger. Und ich mach Dinge anders“, stellt sich die Tochter des burgenländischen Starwinzers Leo Hillinger auf Social Media vor. Nach ihrem Bruder (ebenfalls Leo Hillinger) ist Vivienne Hillinger jetzt offiziell ins Wein-Business eingestiegen – mit „Dickschädel“, sagt sie, und einem Feuerwerk an Ideen. Denn die Fußstapfen, in die sie und ihr Bruder treten, sind groß. Die Fallhöhe ebenso.
Mit Wein aufgewachsen
1990 hat Leo Hillinger Senior den Weinhandel des Vaters übernommen. Mit Schulden und einer Anbaufläche von gerade einmal einem Hektar. In 35 Jahren machte der Winzer daraus einen Bio-Betrieb in hundertfacher Größe, der von der Region Leithaberg in über zwanzig Länder exportiert. Und der berühmt ist für seinen Wein, aber auch für den Unternehmer dahinter. Was es dafür brauchte? Konsequenz und harte Arbeit, die Hillinger auch von seinen Kindern einfordert, erzählen die Juniors im Business Gespräch mit dem KURIER.

Das KURIER Business Gespräch in voller Länge gibt es am Samstag, 5. Juli, um 19 Uhr in KURIER TV.
„Für uns ist es normal, dass wir von Montag bis Sonntag hackeln und Gas geben müssen“, erzählt Leo Hillinger, auch Jack genannt. Der Vater habe immer schon ein gutes Mindset mitgegeben. „Für mich ist er geschäftlich das größte Vorbild“, sagt sein Sohn. Dazu gedrängt, ins Geschäft einzusteigen, habe der Senior aber nie, ergänzt Vivienne Hillinger, die Vivi bevorzugt: „Er hat von Anfang an gesagt, ihr macht das, was euch taugt. Weil wenn du was machst, wo die nicht hundert Prozent dahinter stehst, hat das keinen Sinn.“
Für das Geschwisterpaar stellte sich die Frage aber nie. Schon in Freundschaftsbücher schrieb Vivi, dass ihr Traumberuf Winzerin ist. Heute interessiert sie nicht nur die Herstellung, sondern vor allem die Vermarktung – offline als auch online.
Der heute 23-jährige Leo sagt scherzhaft „schon im Milchflascherl einen Sauvignon“ gehabt zu haben. Mit 14 fing er an, selbst Weine zu machen, neben der Schule arbeitete er abends im Weingarten, heute leitet er den Verkauf. Bis er die ganze Produktion übernimmt, dauert es. Er will davor noch mehr Erfahrung im Ausland sammeln – in Deutschland war er schon. Jetzt geht es nach Italien, Kalifornien, Chile, Argentinien und Frankreich natürlich.
Leo Hillinger Senior zieht sich, laut einem Interview mit Leadersnet, sukzessive aus der Öffentlichkeit zurück. Von seinen Kindern wünscht er sich nichts Geringeres, als sein Lebenswerk weiterzuführen und die Marke auf ein neues Level zu heben. Klingt nach viel Erwartungsdruck, doch die nächste Generation hat einen Plan.
Zum ausführlichen Business Gespräch mit Vivienne und Jack Hillinger
- Die Hillingers: Vater Leo Hillinger (Eigentümer & CEO) und seine Kinder Leo Hillinger (alias Jack) und Vivienne Hillinger (alias Vivi).
- Region Leithaberg: In Jois, Nordburgenland, bewirtschaften die Hillingers auf 100 ha Fläche einen 100 Prozent biologischen Weinanbau.
- Biologischer Weinbau bedeutet, dass bewusst auf Herbizide und synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Damit ist ein erhöhter Zeit- und Kostenfaktor verbunden, dafür steigt die Gesundheit und Fruchtbarkeit des Bodens.
- Exportiert wird in 27 Länder, wobei die Juniors daran arbeiten zu erweitern. Auch die aktuell vier Weinshops & Bars werden international ausgebaut. Geplant sind aktuell Standorte in Polen, Kolumbien, USA und Kanada.
Weinkonsum im Blick
Sie setzen bei den Jungen an. Der Weinkonsum geht schließlich zurück. Getrunken wird weniger Alkohol oder „irgendwelche Mischgetränke“ fernab jeglicher Qualität, erzählen die Winzer. „Wir wollen den Jungen beibringen, dass man auch einen schönen Wein trinken kann. Weil es ja ein Genussmittel ist, eine Kunst, die dahinter steht“, sagt Leo Hillinger.
Die eigenen Weinlinien spiegeln das wider, sind leicht und einsteigerfreundlich. Vivis Eigenkreation „Vv White“ ist ein Cuvée aus Chardonnay und Goldmuskateller. Doch auch im alkoholfreien und alkoholarmen Bereich wird das Sortiment aufgestockt – obwohl man sich lange dagegen gesträubt hat. Nicht zuletzt weil der Geschmack beim entalkoholisierten Produkt nicht gepasst hat. Doch da sind die Hillingers jetzt auf einem guten Weg, sagen sie. Und haben das „perfekte Produkt“ geschaffen.
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