Tausende Lehrlinge in Österreich – wie ist die Lage?

Supermarkt Managerin schult Lehrling ein
Wo Lehrlinge heute arbeiten, welche Branchen im Trend liegen – und wie viel man als Lehrling verdient.

Lehrlinge bilden das Rückgrat vieler Branchen – vom klassischen Handwerk bis zur neuen Technik. Doch wie sieht ihre Situation aktuell aus? „Die Lehrlingszahlen erweisen sich in Österreich über viele Jahre hinweg als erfreulich stabil“, sagt Melina Schneider-Lugger, Leiterin der Abteilung Bildungspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Knapp unter 40 Prozent einer Alterskohorte entscheiden sich jeweils für eine duale Ausbildung.

Trotzdem: „Wünschenswert wäre noch mehr Wertschätzung und Anerkennung der österreichischen Öffentlichkeit für den berufspraktischen Karriereweg.“ Die duale Ausbildung sei nämlich alles andere als ein „Plan B“.

Die Zahl der Lehranfänger, also jener, die sich gerade im ersten Lehrjahr befinden, lag Ende August bei 30.548, berichtet die WKO. Insgesamt sind österreichweit 93.527 Lehrlinge in Ausbildung, davon 88.120 in Ausbildungsbetrieben und 5.407 in der überbetrieblichen Lehrausbildung. Die meisten sind im Gewerbe- und Handwerksbereich, in der Industrie und im Handel tätig. Blickt man auf die Branchen, zeigen sich außerdem deutliche Zuwächse bei Green- sowie Digital-Skills-Berufen.

Wie sich das West-Ost-Gefälle auswirkt

Oberösterreich liegt bei der Lehrlingsanzahl mit 18.603 ganz vorne, gefolgt von Wien (16.125), Niederösterreich (15.516) und der Steiermark (13.265). „Das Verhältnis von offenen Lehrstellen und Nachfrage ist regional und branchenmäßig sehr unterschiedlich ausgeprägt“, berichtet Schneider-Lugger. Man spricht von einem West-Ost-Gefälle: In den westlichen Bundesländern gibt es tendenziell einen Überhang an offenen Lehrstellen, in den östlichen eher an Lehrstellensuchenden. Entsprechend schwerer fällt die Suche in Ballungsräumen nach einem passenden Ausbildungsplatz in der gewünschten Branche.

Gleichzeitig gibt es nicht genug Lehrlinge: Laut aktueller Umfrage würde mehr als die Hälfte der Betriebe mehr ausbilden, wenn sie genügend geeignete und interessierte Jugendliche finden könnte. Spar sucht etwa 370 Lehrlinge, Hofer rund 180. Generell ist die Lehrlingsausbildung in Österreich nach wie vor stark KMU-dominiert Rund die Hälfte der Ausbildungsbetriebe hat überhaupt einen Lehrling in Ausbildung. Allerdings verlagert sich die Ausbildung laut WKO hin zu größeren Betrieben – bei der Post starten heuer etwa 100 neue Lehrlinge, bei den ÖBB 760, die voestalpine begrüßt 372 Lehrlinge und die Porsche Holding Salzburg 200.

Wie steht es um das Lehrlingseinkommen?

Die Höhe des Lehrlingseinkommens ist branchenseitig im Kollektivvertrag festgelegt. Bedeutet: Je nach Ausbildungsberuf und Lehrjahr kann es stark variieren. Typische KV-Lehrlingseinkommen beginnen im ersten Lehrjahr bei rund 1.000 Euro brutto und steigen auf bis zu 1.500 bzw. 2.000 Euro brutto. Über ein besonders hohes Einkommen können sich Lehrlinge im Baubereich freuen: Dort beginnt es mit 1.300 Euro brutto und steigt auf rund 3.000 Euro brutto.

Um Lehrlinge zu gewinnen, bieten manche Firmen darüber hinaus eine höhere Bezahlung oder andere Vorteile an. Die Handelsbetriebe etwa zahlen ab dem ersten Lehrjahr mehr als das kollektivvertraglich festgelegte Lehrlingseinkommen.

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